Kurz nach dem 11. September und dem Kriegsbeginn in Afghanistan stieg das Thema "Frauen im Islam" in den USA und im Westen zu nationaler Wichtigkeit auf. Auf höchster Ebene wurde es zum ersten Mal thematisiert, als First Lady Laura Bush am 17. November 2001 eine Radioansprache hielt. "Zivilisierte Menschen auf der ganzen Welt sind entsetzt", sagte sie, "nicht nur, weil wir mit den Frauen und Kindern in Afghanistan mitleiden. Sondern auch, weil wir an Afghanistan sehen können, wie die Welt aussieht, die uns Terroristen aufzwingen würden . . . der Kampf gegen Terroristen ist auch ein Kampf für die Rechte und die Würde der Frauen."
Afghanische Frau ohne Burka: Fingierte Befreiung?
(Foto: REUTERS)Zwei Tage später gab Cherie Blair, die Frau des britischen Premierministers, ein ähnliches Statement ab. Angefeuert von diesen Stichworten begannen auch die Medien den Afghanistan-Krieg als Kampf für eine gerechte Sache darzustellen - für die Rettung der Frau.
Ein britischer Journalist schrieb, die Burka werde zur "Schlachtfahne", in den folgenden Monaten waren die Medien voll von Berichten über die Rechtlosigkeit von Frauen in Afghanistan, die im Subtext oft vermittelten, dass der Islam seit jeher Frauen unterdrücke. Vor allem die Verschleierung der Frau in jeder ihrer Formen - Burka, Hijab oder Niqab - wurde danach zur Staatsangelegenheit westlicher Nationen erklärt, Frankreichs Kopftuchverbot in den Schulen im Jahr 2004 markierte den Anfang.
Die Strategie, den Kampf gegen die Unterdrückung der Frau als eine Rechtfertigung für Krieg und Vorherrschaft einzusetzen, ist natürlich ein Trick, den vor allem britische und französische Imperialisten in der Vergangenheit schon häufig benutzt haben - gegen Muslime, Hindus oder wen auch immer. Es ist genau diese Rhetorik, die Gayatri Spivak in ihrem berühmter Satz so beschreibt: "Weiße Männer retten dunkelhäutige Frauen von dunkelhäutigen Männern."
Wer die Geschichte des Imperialismus kennt, war überrascht, dass dieser alte Trick wieder eingesetzt wurde - und noch überraschter, dass er tatsächlich funktioniert hat. Bald war es allgemeiner Konsens, dass unsere Truppen in Afghanistan seien, um die Frauen dort vor der Gräueltaten der Taliban zu schützen - Taten, die man dem Islam zuschrieb.
Feindselige Gefühle gegen den Islam
In meiner Forschungsarbeit untersuche ich die Folgen dieses Denkens: in Berichte muslimischer Frauen in Amerika im Kontext einer neuen Islamphobie, in der neuen Rhetorik zum Thema "Frauen im Islam" - und in der Flut an Büchern einer bestimmten Art, die in den vergangenen Jahren von Frauen mit muslimischem Hintergrund veröffentlicht wurden. Diese Bücher, die das Stereotyp der angeblich einzigartigen und schrecklichen Unterdrückung der Frau im Islam bestätigen, wurden tatsächlich sehr schnell zu Bestsellern.
Die heftige Kritik der Wissenschaft an diesen Büchern will zeigen, das die Sympathie für diese muslimischen Frauen sehr feindselige Gefühle gegen den Islam und islamische Männer hervorbringt - Gefühle, die dann wiederum eine muslimfeindliche Politik begünstigen. Bemerkenswert ist, dass eine Öffentlichkeit, die sich gern mit unterdrückten muslimischen Buchautorinnen solidarisiert, sich zugleich nicht daran stört, wenn unzählige muslimischen Frauen und Kinder bei den Kriegshandlung im Irak und in Afghanistan ihr Leben verlieren.