Das ist schön:Produzentin von morgen

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An der Filmhochschule hat sich ein Frauennetzwerk gegründet

Von Susanne Hermanski

Was für eine Karriere! Von der Blockbuster-Produzentin zur Aushilfskellnerin in nur drei Jahren! Moment mal, an dieser Plotline stimmt doch etwas nicht. War es nicht andersrum gedacht? Jedenfalls in der männlichen Variante? Heißt es da nicht: vom Taxifahrer zum Hollywood-Autor, vom Tellerwäscher zum Millionär? In der Realität des deutschen Filmgeschäfts jedenfalls ist es grausam oft so: Eine Frau schafft die Aufnahmeprüfung an einer Filmhochschule, etwa für das Fach Regie, sie durchläuft die Ausbildung, schließt sie ebenso ab wie ihre männlichen Kommilitonen und ist später trotzdem nicht im Geschäft.

Man weiß das nicht erst, seit die Statistiken von "Pro Quote Regie" es Schwarz auf Weiß belegt haben, trotzdem waren die Zahlen schockierend: Weniger als die Hälfte der an deutschen Filmhochschulen ausgebildeten Frauen arbeitet später in ihrem Beruf. Besonders krass fällt die Rate bei den Produzentinnen aus. Da landen von 40 Frauen mit entsprechendem Abschluss nur 14 im Geschäft als Produzentin. Bei den männlichen Kollegen immerhin 58 von 60. Im Fach Regie steht das Verhältnis von 44 ausgebildeten Frauen zu 23 im Job, im Fach Drehbuch bei 48 zu 23, bei der Bildmontage 82 zu 33. Blickt man in all diesen Bereichen auf die Männer, die da fest ihr Geld verdienen, ergibt sich erst recht ein vollkommen absurdes Bild. Denn in jedem der aufgezählten Berufszweige arbeiten am Ende mehr Männer als an den Hochschulen ausgebildet. Im Fach Regie etwa schließen 56 die Ausbildung ab, 72 arbeiten aber als Regisseure. Zu verdanken ist das den Seiteneinsteigern, die zusätzlich zu den Hochschulabsolventen in die Jobs drängen.

Weil diese Statistik nicht so bleiben soll, wie sie ist, hat sich an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) nun, mit Unterstützung der Hochschulpräsidentin Bettina Reitz, ein HFF-Frauennetzwerk gegründet. Die Idee dazu hatten die Regisseurin und HFF-Professorin Michaela Kezele ("Die Brücke am Ibar") und die Alumni- und Internationalisierungs-Beauftragte der Schule, Elena Diesbach. Gleich zum ersten Treffen kam so manch große Frau der Branche. Die Schirmherrschaft hatten die Produzentin Gabriela Sperl ("Stauffenberg") und die mehrfach Fernsehpreis-gekrönte Autorin Andrea Stoll ("Aufbruch in die Freiheit") übernommen. Produzentin Uschi Reisch ("Buddenbrooks") erzählte, wie sie bereits in den Siebzigerjahren einer Gruppe von Filmemacherinnen angehört habe - und wie die sich am Ende durch Querelen im Sande verlaufen habe. Dass Ähnliches nicht wieder passiert, sei wichtig. Und wer sehen konnte, wie sich die Studentinnen und ihre Vorreiterinnen aus den verschiedenen Fachbereichen austauschten, darf gespannt sein. Schließlich wird jedes Drehbuch x-Mal umgeschrieben. Das muss doch auch gelten für diese ewig traurige Geschichte von der Produzentin, die irgendwo verschwindet, statt endlich ihren Job zu machen. Vielleicht entstehen dann ja auch wieder mehr Filme, die Kinogänger hierzulande wirklich sehen wollen. Das wär' schön.

© SZ vom 01.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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