Das ist schön:Einladung zum Nachdenken

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Der erste öffentliche Auftritt von Andrea Lissoni im Haus der Kunst

Von Jürgen Moises

"Scientology For Future". Das ist ein Satz, bei dem man aufhorcht. Vor allem, wenn er eine Stuhlreihe hinter einem im Haus der Kunst fällt. Denn Haus der Kunst und Scientology, da war doch was, ein eher unschönes Kapitel. Eines, von denen es in den vergangenen Jahren so einige gab. Die seit Jahren ausstehende, umstrittene Sanierung. Die Kunde jahrelanger Fehlwirtschaft. Der Rücktritt des Direktors Okwui Enwezor und sein viel zu früher Tod. Die geplante Entlassung von Aufsichtspersonal und die Proteste dagegen. Weswegen man sich fragt: "Scientology for Future", ist das ein Scherz oder ein böses Omen? Bis die männliche Stimme im heiteren Ton noch weitere Varianten des "Fridays for Future"-Slogans aufzählt, und man erkennt: Das hat mit alledem gar nichts zu tun.

Dann fängt auch schon die offizielle Eröffnung der Ausstellung "Innenleben" an, bei der, so hieß es, auch der designierte künstlerische Direktor Andrea Lissoni (sein Vertrag gilt von April an) erstmals öffentlich sprechen wird. Und das tut er dann auch. In einer dunklen Wolljacke und mit dunkelrotem Schal begrüßt der große, hagere Italiener auf Deutsch sein Publikum, erzählt kurz, dass er noch "im Inzwischen" sei und wechselt dann ins Englische. Damit, wie er sagt, auch die anwesenden Künstlerinnen ihn verstehen. Und weil das ein "internationales Haus" sei. Er dankt der Kuratorin Anna Schneider für ihre beeindruckende Arbeit. Sagt, dass er die Ausstellung als Einladung verstehe, über die Zukunft nachzudenken und darüber, wie unsere Umwelt mit historischen Schichten aufgeladen sei. Alles Dinge, die, so Lissoni, mit dem Haus der Kunst zusammenhängen. Weswegen die Ausstellung für ihn auch eine Chance sei, über dieses etwas zu lernen.

Dann sagt er noch, er freue sich auf tolle Gespräche in der Ausstellung, darauf, alle persönlich kennenzulernen. Und tatsächlich sieht man ihn danach angeregt mit den Gästen reden. Vor Andrea Lissoni hatte der kaufmännische Direktor Bernhard Spies gesprochen. Hatte erzählt, dass die Kuratorin Anna Schneider bei Okwui Enwezor in San Francisco studiert habe. Dass diese "globale Ausstellung" noch "vom Geist Enwezors geprägt" sei und man sich freue, "diese Linie weiterzuführen". Weil das in letzter Zeit nicht ganz so klar war, wirkte das genauso wie der sympathische Einstand von Andrea Lissoni für die Zukunft des gebeutelten Hauses wie ein gutes Omen. Und das ist auf jeden Fall sehr schön.

© SZ vom 30.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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