Crowdmapping:Ushahidi

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Screenshot der Karte, auf der Beleidigungen, Belästigungen und Gewalttaten vermerkt werden. (Foto: Internet)

Eine Karte sammelt alle Gewalttaten, Beleidigungen, Drohungen, die seit Donald Trumps Wahlsieg in den USA zu verzeichnen waren.

Von Alex Rühle

2007 in Kenia: Nach den manipulierten Präsidentschaftswahlen kommt es überall im Land zu Ausschreitungen. Eine Gruppe von Bloggern und Software-Programmierern entwickelt in Windeseile eine Internetplattform mit dem sprechenden Namen Ushahidi (Kisuaheli für Zeuge), damit Gewalttaten per Crowdmapping gemeldet, verortet und zentral archiviert werden können. Die Software wurde seither weltweit für alle möglichen Zwecke genutzt: Beim Erdbeben in Haiti 2010 konnte man über die Ushahidi-Seite einen schnellen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe und die benötigten Hilfsmittel bekommen; nach der Deepwater-Horizon-Katastrophe wurden Fotos und Augenzeugenberichte über die Ölverschmutzung und gesundheitliche Folgeerkrankungen gesammelt; in einigen afrikanischen Ländern können Nutzer melden, wenn in ihrer Gegend Medikamente fehlen. Kurz vor den Präsidentschaftswahlen in den USA schaltete Ushahidi nun eine Seite frei, damit dort über eventuelle Unregelmäßigkeiten oder sonstige Probleme berichtet werden konnte. "Gewalt oder Ausschreitungen erwarten wir nicht", sagte damals einer der Programmierer. Tja. 24 Stunden später tauchten erste Berichte von Beleidigungen, Belästigungen und Gewalttaten gegen Schwarze, Muslime, Homosexuelle im Netz auf. Jetzt werden auf https://usaelectionmonitor.ushahidi.io/views/map all diese Taten gesammelt: Das geht von Fotos, die Wandschmierereien oder anonyme Drohbriefe dokumentieren über Videos von prügelnden Polizisten bis hin zum Aufruf der Neonazi-Website Daily Stormer, man solle Liberale und Trump-Gegner auf so aggressive Art und Wiese trollen, dass diese sich am Ende selber umbringen. Gleich am ersten Tag nach Trumps Wahl hatte es so viele rassistische Beleidigungen und körperliche Angriffe gegeben, dass der New Yorker Insanul Ahmed all diese Übergriffe auf Twitter unter dem Hashtag "Day 1 In Trump's America" sammelte. Die Ushahidi-Seite hat Ahmeds ebenfalls beeindruckender Momentaufnahme gegenüber den Vorteil, dass sie laufend weiter aktualisiert wird. Bis Freitagnachmittag wurden 270 Taten aufgelistet.

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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