Comic:Dig, Dag und Digedag

(Foto: Zeitgeschichtliches Forum Leipzig)

Von Bernd Graff

Es wäre vermessen, die drei Kobolde Dig, Dag und Digedag nur als Antwort der DDR auf Asterix und Obelix, das Disney-Bestiarium oder die Westfüchse Fix und Foxi zu bezeichnen. Denn die Hauptfiguren der "Bilderzeitschrift" Mosaik - ein DDR-Begriff, weil man das westliche Wort "Comics" nicht benutzen wollte, die sowieso als "Schund" galten -, diese Ost-Helden waren völlig unabhängig entstandene, pädagogisch wertvolle Kunstfiguren. Erfunden von Johannes Hegenbarth alias Hannes Hegen und von ihm wie von Lona Rietschel gezeichnet, überstanden die drei Helden von 1955 bis 1975 in 223 Heften Abenteuer in Raum und Zeit. Die Digedags, die in einer Auflage von bis zu 660 000 Exemplaren erschienen, waren so liebevoll wie klug und in ihrem jeweiligen Ambiente historisch-technisch so akkurat gezeichnet, dass man ihre Sprechblasen aus den Einzelpanels heraus an den unteren Bildrand bugsierte, um die Szenen-Opulenz nicht zu stören. Systemtreu oder gar im Sinne des real existierenden Sozialismus propagandistisch agierten die Unruhestifter nie. Sie bereisten als wundersame Schlaumeier das antike Rom, den Wilden Westen, das Weltall, die Südsee und mit Ritter Runkel das wunderbare Venedig des Spätmittelalters. Hier finden sich in den Zeichnungen Motive aus dem um 1400 entstandenen französischen "Codex Bodley 264". Kein Wunder, dass die Digedags erfolgreich und ihre Hefte schnell vergriffen waren. Was wiederum den Argwohn des DDR-Staatsapparats erregte. Diesem Meilenstein der populären Bildkultur hat das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig die Ausstellung "Mosaik. Dig, Dag, Digedag" gewidmet. Sie umfasst rund 150 Zeichnungen, Entwürfe, Vorlagen und Modelle. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 09.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: