"Booksmart" im Kino:Beanie Feldstein und Kaitlyn Dever

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Von martina knoben

Spanisch? Klar doch! Chinesisch? Fließend! Amy und Molly sind clever, außerdem Streberinnen, wie sie im Buche stehen. In Oliva Wildes Komödie "Booksmart" (Verleih: Weltkino) stellen sie auf der Zielgeraden zum (selbstverständlich exzellenten) Highschool-Abschluss fest, was sie vor lauter Lernen alles verpasst haben. Und sie beschließen, das ganze Programm aus Partys, Drogen, Entjungferung in einer einzigen Nacht nachzuholen. Die Achterbahnfahrt beginnt.

"Booksmart" ist eine ziemlich witzige Highschool-Komödie mit den genreüblichen Peinlichkeiten, darunter Masturbieren mit einem Plüschtier-Panda! Die mitreißende Energie des Films aber liegt in den beiden - cool uncoolen - Frauenfiguren und ihren Darstellerinnen begründet. Kaitlyn Dever (Amy) und Beanie Feldstein (Molly) waren schon in Nebenrollen aufgefallen, nach "Booksmart" werden sie nun als Jungstars gehandelt. Feldstein (Jahrgang 1993) ist die kleine Schwester von Jonah Hill ("Superbad"). Man könnte sie aus Greta Gerwigs "Lady Bird" kennen, da war sie die beste Freundin der Titelheldin. Demnächst wird sie Monica Lewinsky spielen, in einer Staffel der FX-Reihe "American Crime Story", in der die Affäre von Bill Clinton und Lewinsky verfilmt wird; Lewinsky selbst produziert. Feldstein, davon darf man ausgehen, wird "der Praktikantin" einiges Format mitgeben.

In "Booksmart" spielt sie die sehr zielstrebige, auch in der Freundschaft mit Amy dominante Molly, die nach Highschool-Abschluss und Jura-Studium an einer Eliteuni die jüngste Richterin am obersten amerikanischen Bundesgericht werden will. Kein Zweifel, dass Molly das schaffen wird!

Feldstein ist nicht groß und ihre Figur entspricht nicht dem gängigen Schönheitsideal. Aber sie ist eine Macht vor der Kamera, unglaublich präsent und komisch, ein Riesencomedytalent. Dass ihre Mitschüler in "Booksmart" nicht mal zu merken scheinen, dass Molly ziemlich curvy ist, verwundert bei der Ausstrahlung nicht. Wenn über Molly gelästert wird, dann nicht wegen ihrer Figur, sondern weil sie so eine Spaßbremse ist.

Das ist überhaupt das Großartige an "Booksmart" und vermutlich ein Grund für den Hype, der in den USA um den Film entstanden ist, wie selbstverständlich hier mit dem "Anderssein" von Figuren umgegangen wird, bis "anders" einfach nur normal ist. Amy etwa ist lesbisch, und auch das ist kein Drama. Eine Entjungferung gehört zu jeder Highschool-Komödie, hier ist es eben Amy, die sich slapstickhaft mit der wirklich engen Skinny Jeans einer Mitschülerin (und dem Darunter) abmüht. So krachend manche Drehbucheinfälle sind, gibt Kaitlyn Dever (sie ist Jahrgang 1996) ihrer Figur Zartheit und Tiefe. Auch in der Netflix-Serie "Unbelievable", in der sie ein Vergewaltigungsopfer spielt, strahlt sie diese ganz eigene Verbindung von Stärke und Verletzlichkeit aus. Auf solche Frauen hat die Welt gewartet: Frauen wie Molly und Amy oder Beanie und Kaitlyn.

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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