Biografie:Feuer und Flamme

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Die ekstatische Geschichte des Show-Stars Josephine Baker und ihre Weltkarriere als schwarze Künstlerin, erzählt für junge Leser.

Von Fritz Göttler

Immer auf dem Sprung, so war Josephine Baker, im Leben, auf den Bühnen der USA, dann von Paris. Auf dem Sprung ist auch das Buch, in dem Patricia Hruby Powell von Leben und Karriere des großen Showstars erzählt, und vor allem die Bilder darin von Christian Robinson, die einen anspringen in ihrer plakativen Farbigkeit. Eine Frau wie ein Vulkan, die mit ihren ekstatischen Charleston-Nummern die röhrenden Zwanzigerjahre erschütterte und verkörperte, ein "wilder Feger", explosiv und skandalös. Schwarze Lava!

Es geht mühsam los, eine schwarze Kindheit in St. Louis, die Mutter schrubbt und wäscht, aber Josephine träumt schon von der Show, saugt die irre Musik ein in den Varietés. Man nennt sie Tumpy, manchmal auch Humpty Dumpty. Es ist die Zeit der rassistischen Diskriminierungen, der brutalen Rassenunruhen, Weiße prügeln, morden, brandschatzen. Josephine zieht mit kleinen Showleuten los, fliegt als Amor mit Köcher und Bogen über die Bühne. "Für die Weißen sah ich wie Schokolade aus, für die Schwarzen wie Weißbrot."

Josephine ist eine feurige Komödiantin, spielt gern den Clown. Aber immer noch gibt es in Amerika eine Welt für "whites only", Schwarze müssen den Hintereingang nehmen. In Paris kommt erst der ganz große Erfolg, in der Show "La Revue Nègre" - damals war der Begriff ganz gebräuchlich, um die Afroamerikaner zu benennen. "Josephine war Feuer und Flamme. Ruft die Feuerwehr."

"C'est magnifique" heißt es nun, und "Schwarz ist schön", sie schafft ihr eigenes Image, animalisch, extravagant, exotisch, "kletterte eine Palme hinab, mit einem Rock aus Bananen und einer Kette aus Muscheln". Auf den Champs-Élysées geht sie spazieren mit ihrem Geparden Chiquita. Sie spioniert für Frankreich im Weltkrieg, adoptiert zwölf Kinder aus aller Welt. Es gibt Geldprobleme, sie hat ein Comeback in der Carnegie Hall, mit siebenundsechzig Jahren "in einem paillettenbesetzten Ganzkörperanzug und mit einem orangen, federbesetzten Kopfschmuck - 120 Zentimeter hoch". Kurz darauf stirbt sie, "atemlos, erschöpft, am Ende eines Tanzes".

Einmal gibt es in dem Buch eine Totale, ein Zug auf Gleisen, die sich von oben nach unten über die Seite winden, in freundlichen Kurven, den Mississippi entlang. Eine amerikanische Idylle, Tannen und Laubbäume, ein Elch, ein Büffel, ein Rind, Farmhäuschen, eine Kirche, am Ende dann New Orleans, mit einem Schaufeldampfer. Aber: Der Weg führt "durch das Land des Ku-Klux-Klan, wo weiße Gesichter sich unter weißen Kapuzen versteckten, ... wo auf der einen Latrine ,für WEISSE Damen' stand und auf der anderen ,für FARBIGE Frauen', wo eine weiße Person dir keine Tasse Kaffee verkaufte. Weil du ein NEGER warst."

Patricia Hruby Powell, Christian Robinson (Illustrationen): Josephine. Das schillernde Leben von Josephine Baker. Aus dem Englischen von Alexandra Titze-Grabec (und Viktoria Peter). E. A. Seemann, Leipzig 2018. 104 Seiten, 19,95 Euro.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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