USA:Bildhauer Richard Serra ist tot

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Die meisten von Richard Serras Werken sind groß und tonnenschwer. (Foto: Andreas Frossard/dpa)

Mit riesigen Stahlskulpturen ist der umstrittene Künstler Richard Serra weltberühmt geworden. Nun ist er mit 85 Jahren an einer Lungenentzündung gestorben.

Als Kind konnte Richard Serra von seinem Fenster aus die Schiffe in der Bucht von San Francisco beobachten. Die Faszination für Wasser und riesige Stahlkonstrukte ließ ihn danach nie wieder los. Mit seinen teilweise monströs anmutenden Werken wurde Serra zu einem der wichtigsten und erfolgreichsten Bildhauer der Welt, und wie vielen anderen namhaften Künstlern gelang es auch ihm anzuecken. Für kontroverse Diskussion sorgte etwa der Entwurf seines Holocaust-Mahnmals in Berlin.

Die Beliebtheit seiner Werke bedeute ihm nichts, betonte der Künstler immer wieder. "Ich glaube nicht, dass Kunst die Aufgabe hat, zu gefallen." Serra starb am Dienstag im Alter von 85 Jahren im US-Bundesstaat New York, wie sein Anwalt John Silberman bestätigte. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll er einer Lungenentzündung erlegen sein.

Die meisten von Serras Werken sind groß und tonnenschwer, weshalb er oft und gerne als Material Stahl nutzte und seine Skulpturen in Deutschland herstellen ließ. Für mehr als 100 öffentliche Orte hat er Werke geschaffen, von Philadelphia und St. Louis über São Paulo bis Bochum und Kassel. Seinen Entwurf für das Holocaust-Mahnmal in Berlin zog er allerdings im Streit wieder zurück. Die Grundidee eines Meers aus Stelen stammt von ihm. Als sein Entwurf aber verändert wurde, zog Serra ihn "aus privaten und künstlerischen Gründen" zurück. Eine andere Skulptur in New York wurde nach starken Protesten wieder abgebaut. Serra sei so "stählern und kompromisslos wie seine Werke", schrieb der britische Guardian einmal. Das renommierte Guggenheim-Museum in New York würdigte Serras Werk und erklärte am Dienstag, seine "monumentalen Arbeiten haben unsere Wahrnehmung von Raum und Form verändert".

Serra lebte und arbeitete zuletzt in New York, auf Long Island und im kanadischen Nova Scotia. Geboren wurde er am 2. November 1938 in San Francisco. Sein Vater arbeitete einige Jahre lang in einer Schiffswerft, wo vermutlich auch das Fundament für Serras Kreativität gelegt wurde. "Es war eine lebhafte Umgebung", erinnerte sich der Künstler einmal. "Ich bin arm aufgewachsen, aber die Atmosphäre war reich."

Serra studierte englische Literatur an der University of California in Santa Barbara und an der Elite-Universität Yale. Danach ging er nach New York, wo er auf andere Künstler wie Donald Judd, Dan Flavin und Jasper Johns traf und bald mit Blei und Stahl zu experimentieren begann. Serras Skulpturen wurden immer größer und schwerer und schließlich bekam der Stahl Kurven.

Mit großer Wirkung, wie Serra später erzählte: "Die Menschen haben auf die Kurven reagiert, wie sie nie zuvor auf Ecken und gerade Linien reagiert hatten. Das hatten sie noch nie gesehen. Die Menschen waren bereit für Kurven." Immer mehr Galerien und renommierte Museen räumten für Serra daraufhin riesige Räume frei. Hin und wieder malte der Künstler, doch auch dabei blieb er meist monochrom. "Ich arbeite an einem pinkfarbenen Bild", sagte Serra einmal der New York Times. "Es ist in meinem Schrank. Oder Grün und Lila. Eine Woche lang habe ich auch ein helles Gelbgrün in Betracht gezogen." Ob er das ernst meinte? Das wusste man bei Serra nie so genau.

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