Kinderbücher über Toleranz, über Fremdsein, Ankommen und Freundschaft haben Konjunktur. Und gerade die Tierwelt bietet sich an für freundliche Fabeln, die Misstrauen, Fremdsein, Anderssein thematisieren, ohne rassistisch sein zu müssen. Unter den vielen Bildergeschichten zum Thema ragt nun eines heraus: "Fledereule Eulenmaus". Weil es lustig ist. Und toll gezeichnet. Und ganz ohne Worte auskommt. Die Geschichte von Marie-Louise Fitzpatrick spielt auf einem Ast. So ein Ast kann ja eine ganze Welt sein, vor allem wenn man zu einer Familie von Eulen gehört, einer erwachsenen Eule und drei Küken. Was also, wenn Fremdlinge angeflattert kommen, drei kleine Fledermäuse und eine große? Der Ast trägt sie alle (schon weil die einen sich unten festkrallen und die anderen obendrauf hocken). Aber - auch wenn die Kleinsten mal neugierig gucken wollen - man bleibt sich fremd. Ein Sturm bläst die verkrampften Verhältnisse dann durcheinander. Dass die Kinder allesamt fortwirbeln, zeigt ihren Eltern, dass man als Nachtflugtier doch mehr gemein hat als angenommen. Am Ende blicken die beiden Alten gemeinsam ihren munter im Mondschein flatternden Kleinen hinterher, die eine hockend, die andere hängend.
Marie-Louise Fitzpatrick: Fledereule Eulenmaus. Sauerländer (Fischer Verlag), Frankfurt 2017. 32 Seiten, 14,99 Euro.