Bildende Kunst:Die Farben des Sommers

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Solo Pintura, nur Malerei, zeigt die in Berlin lebende venezolanische Künstlerin Sol Calero in der Galerie von Barbara Gross. (Foto: wilfried petzi, courtesy Barbara Gross Galerie)

Drei aktuelle Ausstellungen in Münchner Galerien

Von Evelyn Vogel, München

Die Galerieszene Münchens kann ja nun schon auf einige Jährchen zurückblicken. So ist es kein Wunder, wenn Galeristen allenthalben auf runde Jubiläen verweisen. Rechnet man die Aktivitäten der Galeristen Fred und Matthias Jahn zusammen, kommt man allerdings auf die Zahl 51. Ein bisschen schräg dieses "Jubiläum", aber Anlass genug, in den mittlerweile nebeneinander liegenden Räumen von Vater und Sohn zur Ausstellung "40+10+1" einzuladen. Seit 40 Jahren ist Fred Jahn aktiv, war lange Jahre mit seinen Räumlichkeiten auf der Maximilianstraße anzutreffen. Seit zehn Jahren widmet sich Matthias Jahn junger zeitgenössischer Kunst, vorwiegend aus München. Und seit einem Jahr arbeiten die beiden nun Tür an Tür in einem Hinterhof der Baaderstraße unweit des Gärtnerplatzes zusammen.

Die kleine Jubiläumsschau versammelt denn auch große Namen der internationalen Kunstszene wie Gerhard Richter, Sigmar Polke, Georg Baselitz, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Markus Lüpertz, Jörg Immendorff und viele andere mit jüngeren Künstlern wie Matthias Dornfeld, Hedwig Eberle, Alexi Tsioris, Pauline Beaudemont und Ioan Grosu. Viel Bildhaftes gemalt und gedruckt ist dabei - Fred Jahn war schon immer stark auch im grafischen Bereich -, aber auch plastische und installative Arbeiten verteilen sich über die Räume. Dabei begegnen sich in dieser Ausstellung arrivierte und Nachwuchskünstler in schönster Unbefangenheit, so dass eine Eberle neben einem Lüpertz zu hängen kommt, Immendorff sich in Gesellschaft von Tsioris, Beaudemont und Grosu wiederfindet. In den schönen lichten Räumen atmet das alles eine gewisse Großzügigkeit, so dass es in den wenigen verbleibenden Tagen vor der Sommerpause der Weg in die Baaderstraße auf jeden Fall lohnt.

40+10+ 1, Jahn und Jahn, Baaderstr. 56 B und C, bis 11. August, Di-Fr 10-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr

Von der Isarvorstadt geht's weiter Richtung Maxvorstadt, und zwar in die Ludwigstraße, wo Sabine Knust noch die Sommerferien über Fotografien von Barbara Probst zeigt. Die gebürtige Münchnerin studierte sowohl Bildhauerei (in München) als auch Fotografie (in Düsseldorf) und lebt in München und New York. Seit dem Jahr 2000 konzentriert sie sich vor allem auf mehrteilige fotografische Arbeiten, die sie unter dem Titel "Exposures" fortlaufend durchnummeriert. Ihren neuesten fotografischen Zyklus fasst die Galerie unter dem Titel "Hochzeit der Blicke" zusammen. Es ist eine Serie von unmittelbarer Körperlichkeit, bei der aber das Arrangement mit den vielen Kameras auf Stativen den Betrachter auf Distanz zu der Nacktheit der nur in extremen Bildausschnitten sichtbaren Figur hält. In der Rauminstallation der zehnteiligen Serie, die den Schwerpunkt der Ausstellung bildet, umkreisen die Motive zudem den Betrachter, so dass der Eindruck dieser bildhaften Rauminstallation verstärkt wird.

Barbara Probst , Sabine Knust, Ludwigstr. 7, bis 8. September, Di-Fr 11-18 Uhr, Sa 11-15 Uhr

Von der Ludwigstraße ist es nur ein Katzensprung zur Theresienstraße, wo Barbara Gross die venezolanischen Künstlerin Sol Calero präsentiert. Ausgebildet in Spanien lebt Calero in Berlin und war im vergangenen Jahr unter anderem für den Preis der Nationalgalerie nominiert. Bekannt geworden ist sie vor allem durch ihre begehbaren Environments. In diesen nachgebildeten Reisebüros, Shoppingcentern, Friseursalons und Kinos verwischt sie mitunter die Grenzen zwischen künstlichem und realem Raum, wenn in ihrem Reisebüro von Profis tatsächlich Reisen verkauft werden.

Bei Barbara Gross hat Sol Calero jedoch keine Rauminstallation geschaffen, sondern die Motive in eine Bilderausstellung übersetzt. Mit den oft in knalligen Acrylfarben und Kreiden gemalten Früchten und Blättern widmet sie sich dem Exotismus in der Kunst und lässt aus einer äußeren wie inneren Perspektive ihre Heimat anklingen. Die architektonischen Momente ihrer Environments nimmt sie auf und überträgt sie mit Hilfe kleiner Mosaiksteinchen auf Rahmen und Farbfeldbegrenzungen. Entstanden sind so farbintensive Gemälde, die den Sommer in die kühlen Galerieräume bringen.

Sol Calero: Solo Pintura , Barbara Gross, Theresienstr. 56, bis 8. September (Pause vom 18. bis 25. August), Di-Fr 11-18.30 Uhr, Sa 11-16 Uhr

© SZ vom 07.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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