Berliner Museen:Flächenrochade

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Was wird nach dem Umzug der ethnologischen Sammlungen ins Humboldtforum aus dem Museumsareal und den Depots in Dahlem? Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat jetzt ihre Planungen dazu vorgestellt.

Von Jens Bisky

Bis zum Jahr 2021 werden das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst ihre neuen Ausstellungen im Berliner Humboldt-Forum einrichten. An ihrem alten Standort in Dahlem bereiten sie seit 2017 die Objekte auf den Umzug vor. Sie nutzen dazu die Museumsgebäude, die Fritz Bornemann und Wils Ebert Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger in West-Berlin planten. Über fünf Jahre, von 2016 bis 2021, sind über 100 Restauratorinnen im Einsatz. Gut zehntausend Objekte des Ethnologischen Museums durchlaufen in Dahlem eine "Restaurierungsstraße". Die Objekte des Museums für Asiatische Kunst werden auch in auswärtigen Ateliers restauriert. Die verspätete Eröffnung des Humboldt-Forums wird die Stiftung wohl sechs Millionen Euro zusätzlich kosten, vor allem für Personal.

Was aber wird nach dem Umzug ins Humboldt-Forum aus den denkmalgeschützten Museumsgebäuden in Dahlem? Der Großteil der Sammlungen bleibt ohnehin am alten Standort. Die Preußenstiftung plant, dort einen Forschungscampus einzurichten: mit dem Institut für Museumsforschung, dem Rathgen-Forschungslabor, mit Depots und Werkstätten sowie einer großen Bibliothek der Kunst und Kulturen der Welt, die zu Beginn etwa 230 000 Bände umfassen wird. Hinzu kommt das Museum Europäischer Kulturen, das in Dahlem bleibt. Um zu klären, ob und wie sich der Plan verwirklichen lässt, hat das Architekturbüro Arnold und Gladisch eine "Potenzialanalyse" erstellt. Die Architekten schlagen eine "Campusachse" als Rückgrat und Verbindung zwischen den verschiedenen Gebäuden vor. Sie soll zum "Herzen" führen, den öffentlichen Zonen: einem "Marktplatz", einem Bibliotheksbereich, Flächen für Wechselausstellungen. Verwaltung, Depots und Werkstätten des Museums Europäischer Kulturen könnten endlich aus dem einstigen Magazingebäude des Geheimen Preußischen Staatsarchivs ausziehen, das Archiv könnte die gemieteten Depoträume am Westhafen aufgeben. Die Stiftung hofft, dass alle Häuser von der Flächenrochade profitieren. Befassen wird sich damit vor allem Alexis von Poser, der seit 2014 am Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover arbeitet und in dieser Woche zum Stellvertretenden Direktor des Ethnologischen Museums wie des Museums für Asiatische Kunst berufen wurde. Er hofft auf ein "internationales Zentrum objektbasierter Forschung". Bis dahin ist es ein weiter Weg. Wenn das Humboldt-Forum endlich eröffnet ist, müssen die Dahlemer Museumsgebäude saniert und für den neuen Zweck ertüchtigt werden.

Billig wird das nicht.

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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