Ausstellungen:Intergalaktisch

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Die Galerie "Weltraum" macht sich im Rathaus breit. Mit sieben Ausstellungen in sieben Wochen wollen Künstler dort fremde Räume erforschen

Von Evelyn Vogel

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2015. Dies sind die Abenteuer des Projektraums "Weltraum", der sich mit seiner 100 Künstler starken Besatzung in der Rathausgalerie ausbreitet, um fremde Ausstellungsbereiche zu erforschen, unbekannte Darstellungsformen zu präsentieren und neues Publikum zu erobern. Knapp 1000 Meter von seiner Heimatbasis entfernt, dringt der Weltraum dabei in Galaxien vor, die viele Künstler gern bespielen würden.

Rudolf Becker ist zwar nicht Captain Kirk, der mit seinen Erlebnissen mit der Enterprise Millionen Menschen begeistert hat. Aber der Erfinder und Betreiber des Off-Space "Weltraum" in der Rumfordstraße bietet seit 1997 mehr als 1500 Künstlern ein Forum, um sich zu präsentieren. Immer im schnellen Wechsel und möglichst mit Bezügen zum Ausstellungsort. So hat er seinen Projektraum allmählich zu einem der bekanntesten Off-Spaces der Stadt gemacht. Ein Traum von ihm seit Jahren: einmal mit dem Weltraum in der Rathausgalerie zu gastieren. Frühere Ideen - ihn etwa als aufwendige 3D-Projektion, als verkleinerte Skulptur oder auf Stelzen schwebend in den städtischen Kunstraum zu transportieren - erwiesen sich als "utopisch", wie er selbst gesteht. Es fehlte der Leitstrahl, sozusagen.

Nun hat der Weltraum mit Unterstützung von Johannes Muggenthaler vom Kulturreferat doch die Rathausgalerie erobert: Ebenerdig und im Format eins zu eins ist er ziemlich schräg in den neugotischen Räumen des Rathauses nachgebaut worden. Schräg auch deshalb, weil der etwa 90 Quadratmeter große Weltraum zwischen die Säulen der Rathausgalerie passen und dabei den Brunnen umschließen muss. Maßarbeit, auf die Becker und Muggenthaler, vor allem aber Holger Rackelmann, der die Raumarchitektur des Weltraum-Doubles entworfen hat, stolz sind.

Die beiden Kuratorinnen der Ausstellung, Maresa Bucher und Tina Hudelmaier, haben aus etwa 400 Bewerbungen die 100 Künstler ausgewählt, die in den nächsten sieben Wochen jeweils eine Woche lang ausstellen dürfen. Die Ausschreibung war für alle Künstler offen, aber die Arbeiten sollten einen Bezug haben zum großen wie kleinen Weltraum - ganz wie es in der Heimatbasis des Off-Space üblich ist. So werden zwar viele Künstler in der Rathausgalerie zu Gast sein, die irgendwie auch mit dem Weltraum in der Rumfordstraße verbunden sind, aber Bucher und Hudelmaier wollen keine Retrospektive kuratieren, sondern neue Ideen präsentieren, die für den Ort und den Anlass konzipiert wurden. Zu den ersten Ausstellern gehören unter anderen Benjy Barnhart, Daniel Schüßler, Jadranka Kosorcic und Markus Krug. Krug hat den Verlauf des Fußwegs vom Weltraum zur Rathausgalerie in einer ornamentalen Skulptur umgesetzt. Kosorcic hat Menschen gezeichnet und interviewt, die dem Weltraum nahe stehen. Schüßler baut ein Model eines Kometenkraters, filmt und überträgt diesen in den Außenraum. Und Barnhart begleitet seit Tagen den Aufbau - bei dem übrigens alte Stellwände benutzt werden - und verbindet in seinen großformatigen Zeichnungen das Innen und Außen des Weltraum-Projekts.

Innen und Außen neu zu definieren, gehört zu den Besonderheiten der siebenwöchigen Kunstaktion. Wo das Innen endet und das Außen beginnt? Na ja, ist ungefähr so, als wollte man fragen: Wie groß ist der Weltraum? Jedenfalls größer als 90 Quadratmeter.

Weltraum , Rathausgalerie, Marienplatz 8, erste Eröffnung: Freitag, 8. Mai, 19 Uhr mit einem Konzert der "High Voltage Humans", danach jeden Freitag um 19 Uhr bis 19. Juni; geöffnet Di-So 11-19 Uhr; Konzert mit dem "Voyager Quartet": Samstag, 23. Mai

© SZ vom 08.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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