Ausstellung:Julian Schnabel im Glass House

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Philip Johnsons berühmtes Glass House in New Canaan ist seit zehn Jahren öffentlich zugänglich. Das wird gefeiert.

Von Peter Richter

Vielleicht ist Philip Johnsons berühmtes Glass House in New Canaan schon deswegen ganz aus Glas, weil Johnson nicht nur ein etwas elsternartig mit den Ideen anderer umgehender Architekt war (in diesem Fall mit denen Mies van der Rohes), sondern auch ein großer Prankster, also jemand, der anderen gern Streiche spielt; immerhin changierte er am Ende auch optisch irgendwo zwischen Johannes Paul II. und Louis de Funès.

Der Pavillon unten am Teich: Köstlich, wie sich große Leute da verwundert über die täuschenden Proportionen dauernd den Kopf stoßen und vorkommen wie im Lande Liliput. Oder der Pool, in den man zwar einfach hinein-, aufgrund seiner Linsenform aber nur mit grotesken Mühen wieder herauskommt. Oder dieser Grabmalsentwurf für einen Freund, der darum nicht gebeten hatte und sauer wurde: Steht jetzt da im Garten wie eine besonders feierliche Hundehütte. Es gibt, mit anderen Worten, nicht nur viel bukolische Landschaft zu sehen, wenn man im Glashaus steht, und der kurze Ausflug hier hoch ist den Sommer über ohnehin meist das Gescheiteste, was man von New York aus unternehmen kann, aber diesen Sommer gilt das besonders.

An diesem Wochenende wird dort gefeiert, dass Johnsons privater Wohnpark seit zehn Jahren öffentlich zugänglich ist, das Skulpturen-Haus ist nach langer Renovierung wieder offen, und in Johnsons unterirdischer Gemäldegalerie zeigen sie Julian Schnabel. "Paintings I hope Philip and David would like." Über das Faible, das Johnson und sein Lebenspartner David Whitney für die Kunst Frank Stellas hat- ten, vergisst man immer, dass sie später auch entschlossene Großsammler von Schnabel waren. Warum, das ahnt man hier unten, einem Raum mit rotierenden Wänden wie in der Kommandozentrale eines Bond-Bösewichts, wo nun nacheinander die Schaffensphasen Schnabels durchlaufen. Es könnte sein, dass Schnabel als Maler, Bildhauer, Filmemacher und Surfer eine expressive Vielseitigkeit hat, die Johnson an ihn selbst erinnerte. Vielleicht ist es auch so, dass kaum einer in Schnabels oft etwas pathetischer Generation so ein Prankster mit dem Pinsel war. Man kann sich die Herren hier in Betrachtung der Kunst nicht anders als heiter denken.

© SZ vom 10.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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