Ausstellung: 50 Jahre Pop Art:Lady mit Logo

Seit 50 Jahren malt Mel Ramos drallnackige Frauen mit windverwehten Locken, die sich an Zigarren, Ketchupflaschen und wilde Tiere schmiegen. Sexismus? Herrje.

Barbara Gärtner

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(Foto: VG Bildkunst Bonn)

Seit 50 Jahren malt Mel Ramos drallnackige Frauen mit windverwehten Locken, die sich an Zigarren, Ketchupflaschen und wilde Tiere schmiegen. Sexismus? Herrje. Wer nicht lacht, ist selber schuld. So ist das mit der Ironie. Über Mel Ramos konnten ziemlich viele lange nicht mal lächeln. Die Polizei hat in den Sechzigern seine Bilder bei einer Ausstellung in Köln mit Bettlaken verhängt, Feministinnen schäumten, die Prüden haben sich ziemlich echauffiert. Heute regt sich gar nichts mehr. Wenn Mel Ramos nun auf großer Retrospektiv-Tournee noch kurz vorm 75. Geburtstag seine Schau in der Münchner Villa Stuck eröffnet - davor war Tübingen, danach kommt Wien -, schmunzeln alle mit. An ihm liegt das nicht. Text: Barbara Gärtner/ SZ vom 25.6.2010/kar

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(Foto: VG Bildkunst Bonn)

Seit fünfzig Jahren malt der Kalifornier vor allem eins: drallnackige Frauen mit windverwehten Locken, die sich an Zigarren, Ketchupflaschen oder wilde Tiere schmiegen. Sexismus? Herrje. Bilder über Bilder seien das, analysieren Kunsthistoriker heute. Bilder über Bilder, welcher Maler macht das gerade eigentlich nicht? Dass Ramos seine Vorlagen bisweilen im Playboy findet, ist deshalb vor allem: ein Alleinstellungsmerkmal. Wahrscheinlich loben und lachen heute so viele freundlich, weil die realen Körper dieser Kunst längst nachoperiert wurden. Was Mitte der Sechziger vielleicht noch übertrieben war - Ramos hatte damals Superhelden und Wunderwaffen-Walküren mit beeindruckend schwungvollen Figuren gemalt, dann die Kostüme und die Comics einfach weggelassen und ist so beim Pin-Up gelandet -, das sonnt sich heute an jedem Hotel-Pool in Los Angeles.

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(Foto: VG Bildkunst Bonn)

Es passt ganz gut, dass der Übertreiber aus Kalifornien nun zum 50.Geburtstag der Pop Art, in der Villa Stuck bei einem anderen, maßlosen Übertreiber zu Gast ist. Doch wo die Damen auf den Bildern Franz von Stucks diabolisch, sündig, morbide und geheimnisvoll irr wirken, sehen sie bei Mel Ramos vor allem frisch geduscht und giggelfröhlich aus. Kein Schamhaar erschreckt den Betrachter, bestenfalls ziehen sich Bikinistreifen über den Po, beruhigend - am Strand sind diese Girls also brav angezogen.

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(Foto: VG Bildkunst Bonn)

Der Surrealismus (die Kombination von Figurationen, die wenig miteinander zu tun haben) und das Grafik-Design. Denn wie auch Andy Warhol, der Übervater der Pop-Art, verdiente sich Ramos sein erstes Geld mit Designaufträgen. Dass er zu diesen Aufträgen nun im Alter zurückkommt, verheimlicht die Schau nicht.

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(Foto: VG Bildkunst Bonn)

Die folgenden Räume hat Ramos ganz für sich, und so schreitet man chronologisch seine Pop-Artist-Genese ab. Von den Anfangswerken, den einsamen Wanderern im Stile der Bay Area Figurative School, geht es über die Comic-Helden hinauf zu seinen Körper-und-Konsum-Krachern, auf denen sich die Ladys die Leinwände mit Ketchup-Flaschen oder Schriften teilen. Zwei Einflüsse finden auf diesen Bildern zusammen:

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(Foto: VG Bildkunst Bonn)

Der Surrealismus (die Kombination von Figurationen, die wenig miteinander zu tun haben) und das Grafik-Design. Denn wie auch Andy Warhol, der Übervater der Pop-Art, verdiente sich Ramos sein erstes Geld mit Designaufträgen. Dass er zu diesen Aufträgen nun im Alter zurückkommt, verheimlicht die Schau nicht.

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(Foto: VG Bildkunst Bonn)

In den letzten Jahren setzt Ramos seine Räkelfrauen auf das Logo von Firmen, die ihm dafür Geld geben. Vielleicht ist es seine subversive Kritik an diesen Deals, dass diese Bilder ungewöhnlich schlecht gearbeitet sind: die Farben grell, die Proportionen falsch. Sie sind Lacher, aber sind sie auch ironisch? Tja.

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(Foto: VG Bildkunst Bonn)

Fad wirken viele seiner Bilder heute. Wenn der Zeitgeist die Erregung abkühlt, ist vieles nur noch schnelle Pointe. Gute Gags zum Giggeln sind aber die Werkgruppen, die sich auf Kollegen und Kunstgeschichte beziehen. "Saubermachen des Porträts", so beschreibt er es selbst, wenn er aus historischen Akt-Vorlagen von Ingres, Modigliani oder Manet die Patina entfernt und im Titel etwa reimt:

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(Foto: VG Bildkunst Bonn)

"You Get More Salami with Modigliani". Doch wenn man alle Anspielungen weglässt, dann bleibt eben auch auf diesen Bildern nur eines übrig: Nackte. "Mel Ramos. 50 Jahre Pop Art", Villa Stuck, bis 3. Oktober. Danach in der Albertina, Wien, 4.2.11 bis zum 8.5.11. Ein Katalog erschien im Hatje Cantz Verlag, 19,80 Euro. Info: www.villastuck.de

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