Im Streit um den geplanten Abriss der Maag-Hallen in Zürich erfährt die Eigentümerin des Areals, das Immobilienunternehmen Swiss Prime Site, immer heftigeren Widerstand. Die Firma will die einstigen Industriehallen in Zürich-West, in denen seit rund 20 Jahren erfolgreich Kulturveranstaltungen stattfinden, 2023 abreißen. Auf dem Gelände sollen zwei Neubauten nach einem Entwurf des Berliner Architekturbüros Sauerbruch Hutton entstehen. Der Plan, funktionierende Strukturen zu zerstören, um sie danach mit immensem Ressourcenaufwand wieder zu ersetzen, sorgt seit Monaten für Unmut ( SZ vom 25. April).
Nun hat eine Ortsgruppe des Bunds Schweizer Architekten (BSA) einen offenen Brief vorgelegt, mit dem sie Swiss Prime Site davon überzeugen will, die Hallen nicht abzureißen, sondern einem anderen Entwurf für die Neugestaltung des Areals den Vorzug zu geben: jenem des französischen Büros Lacaton & Vassal, das die Hallen überbauen will. "Das Projekt von Lacaton & Vassal findet eine exemplarische Antwort auf die Ansprüche unserer Zeit", schreiben die Architekten. "Es demonstriert, wie sich vorhandene Gebäude weiterentwickeln und verdichten lassen. Damit zeigt es eine Alternative zur gängigen, oft unbefriedigenden und wenig nachhaltigen Praxis der Ersatzneubauten auf."
Mehr als 7000 Unterstützer haben eine Petition für die Rettung der Hallen unterschrieben
Der Streit um das Maag-Areal beschäftigt Zürich seit vergangenem Februar. Damals machte Swiss Prime Site publik, dass man sich für einen Neubau entschieden habe. In Zürich-West formierte sich daraufhin Widerstand: Unternehmer, Kulturschaffende und Lokalpolitiker gründeten die Initiative "Retten wir die Maag-Hallen", mit der sie ebenfalls für das Projekt von Lacaton & Vassal werben. Mehr als 7000 Unterstützer haben eine entsprechende Petition unterzeichnet.
Swiss Prime Site informiert seit Juni auf einer Website über die Pläne für das Maag-Areal. Demnach hat die Firma alle Wettbewerbsteilnehmer aufgefordert, eine Variante mit und eine ohne Erhalt der Hallen einzureichen. Bei den Entwürfen ohne Abriss hätten Lacaton & Vassal gesiegt, bei der Neubau-Variante Sauerbruch Hutton. Ein wichtiger Grund, warum man sich letztlich für das Berliner Büro entschieden habe: Das Projekt von Lacaton & Vassal sei laut dem Amt für Baubewilligungen "stark baurechtswidrig".
Das wissen auch diejenigen, die den Abbruch verhindern wollen. Sie haben das Zürcher Stadtparlament im Mai dazu gebracht, sich für eine Änderung der Bauvorschriften auszusprechen, wenn dadurch die Maag-Hallen erhalten werden können. Der Streit dürfte in eine neue Runde gehen.