Antipreis für Schriftsteller Guterson:"Ödipus hat schlechten Sex erfunden"

Lesezeit: 2 min

Dem US-Schriftsteller David Guterson ist der Preis für die schlechteste literarische Beschreibung einer Sexszene verliehen worden. Befangen und peinlich sei es, was Guterson in "Ed King", einer modernen Version der Ödipus-Sage, abliefere. Der Autor nahm's mit Humor. Wir zitieren zur Abschreckung das gute Stück im Original.

Der US-Schriftsteller David Guterson, der durch seinen Roman "Schnee, der auf Zedern fällt" bekannt wurde, ist mit einem Antipreis für die schlechteste literarische Beschreibung einer Sexszene ausgezeichnet worden. Auschlaggebend für die Verleihung des Preises durch die Jury der Fachzeitschrift "Literary Review" ist eine Episode aus seinem Roman "Ed King", in dem Mutter und Sohn in einer modernen Version der Ödipus-Sage zusammenkommen und Guterson über "family jewels", "back door" und "front parlour" schreibt. Ein Rückgriff auf schüchtern-schamhafte Begriffe, wie die Jury befand.

König Ödipus hört die Fragen der Sphinx. In David Gutersons moderner Ödipus-Geschichte "Ed King" wird eine Sexszene beschrieben, für die der Autor nun den Antipreis des "Literary Review" erhalten hat. (Foto: SV Photo)

Der Autor nahm es mit Humor: "Ödipus hat schlechten Sex praktisch erfunden, ich bin also nicht im Geringsten überrascht", ließ er in Reaktion auf die zweifelhafte Auszeichnung am Abend mitteilen.

Guterson hatte bei der Entscheidung in London prominente Konkurrenz. Der Japaner Haruki Murakami schrieb in seinem neuesten Roman "IQ84" über die Ähnlichkeit von Ohr und Vagina, Chris Adrian fabulierte in "The Great Night" über einen wortgewandten Penis. Auch Lee Child und Stephen King gehörten zu den Nominierten.

Dennoch gab es für die Jury einen ganz klaren Gewinner, wie der stellvertretende Direktor der Literary Review, Jonathan Beckham, mitteilte. "Guterson versucht einen Weg zu finden um über Sex zu schreiben, das wirkt aber einfach nur befangen und peinlich."

Der Preis für die schlechteste Sexszene wurde 1993 von Auberon Waugh ins Leben gerufen. Es soll die Autoren entmutigen "plumpe, geschmacklose und oberflächlichen Passagen sexueller Beschreibungen in Romanen" zu verwenden. 18 Jahre und unzählige Beispiele schlechter Sexszenen später zählen zu den Gewinnern unter anderem A. A. Gill, Melvyn Bragg und Sebastian Faulks.

David Guterson wurde am 4. Mai 1956 in Seattle geboren. Nach dem Studium in Creative Writing unterrichtete Guterson Englisch an einer örtlichen High School. Nebenbei schrieb er als freier Journalist unter anderem für das Harper's Magazine und Sports Illustrated. 1989 erschien sein erster Erzählband "Das Land vor uns, das Land hinter uns". Der Durchbruch gelang ihm schließlich 1995 mit dem Roman "Schnee der auf Zedern fällt", für den Guterson den Pen/Faulkner Award erhielt.

Weil schlechte Sexszenen auch auf Deutsch nicht besser werden, hier die Originalstelle aus "Ed King" von David Guterson, welche die Jury zu ihrer Entscheidung bewogen hat:

"In the shower, Ed stood with his hands at the back of his head, like someone just arrested, while she abused him with a bar of soap. After a while he shut his eyes, and Diane, wielding her fingernails now and staring at his face, helped him out with two practiced hands, one squeezing the family jewels, the other vigorous with the soap-and-warm-water treatment. It didn't take long for the beautiful and perfect Ed King to ejaculate for the fifth time in twelve hours, while looking like Roman public-bath statuary. Then they rinsed, dried, dressed, and went to an expensive restaurant for lunch."

© sueddeutsche.de/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Literatur im Internet
:Die sind dann mal weg

Wo sind sie nur hin, all die Autoren? Im Internet floriert Literatur auf sämtlichen Kanälen - allerdings fast komplett ohne ihre Urheber. Bis auf langjährige Jungautorinnen, die ihre Schenkel zeigen, und Herren im Trenchcoat.

Florian Kessler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: