Angeben für Anfänger: Pisa:Das Drama des befragten Kindes

In dieser Woche gab es neue Erkenntnisse über den Zustand der deutschen Bildung - Politiker wie Eltern waren wieder einmal in heller Aufregung. Lernen Sie mitzureden über: Pisa.

K. Riehl

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(Foto: DPA)

In dieser Woche gab es neue Erkenntnisse über den Zustand der deutschen Bildung - alle waren mal wieder in heller Aufregung. Lernen Sie mitzureden über: Pisa. Was ist das? Pisa ist in erster Linie eine Stadt in Italien. Berühmt ist Pisa nicht nur für die gute Pizza und den ältesten botanischen Garten der Welt, sondern vor allem für eine architektonische Merkwürdigkeit: den schiefen Turm. Das im Jahr 1372 endgültig fertiggestellte Bauwerk hängt so scheps in der Gegend, weil der Untergrund unter seinem Gewicht nachgibt. Und gerade weil er nicht grade stehen will, hat er die Stadt Pisa zu einer der beliebtesten Touristenattraktionen der Welt gemacht. In den vergangenen Jahren aber hat das Wort Pisa für viele Deutsche eine ganz andere Bedeutung bekommen. Eine mit einem etwas bitteren Nachgeschmack. Die OECD führte im Jahr 2000 die erste Pisa-Studie ein, kurz für Programme for International Student Assessment (Programm zur internationalen Schülerbewertung), ein internationaler Leistungsvergleich für Schüler. Die Studie fand heraus, dass die Deutschen, ganz anders als man das von sich erwartet hatte, schulisch ziemlich schlecht abschnitten - eine Nachricht, die nicht nur Politiker, sondern vor allem die ehrgeizigen Eltern ziemlich in Panik versetzte. Anfang dieser Woche erschien nun eine neue Pisa-Studie, und obwohl sich Deutschland in der Rangliste ein wenig heraufgebüffelt hatte, war man trotzdem auch irgendwie ernüchtert - denn richtig toll ist es immer noch nicht. Text und Bildauswahl: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/bön

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So machen Sie sich lächerlich: Die Möglichkeiten, sich bei einem Gespräch über Bildung richtig und nachhaltig zu blamieren, sind weitläufig. Dabei ist zunächst einmal eine einfache Faustregel zu beachten: Da Gespräche über Bildung und Schulerfolg am liebsten im Kreise von Eltern geführt werden, sollten Sie Ihre Energien vor allem darauf konzentrieren, sich vor diesen anderen Eltern nicht zu blamieren. Hierfür gilt, dass Eltern, die gerne mit Ihnen über Pisa und die Krise des deutschen Bildungssystems sprechen wollen, im Allgemeinen sehr besorgt sind über die Frage, ob ihre Kinder für den internationalen Wettbewerb ausreichend gut gerüstet sind.  Deshalb: Sagen Sie nichts Falsches. Sagen Sie zum Beispiel auf keinen Fall, dass es vielleicht auch wichtigere Dinge im Leben geben könnte als eine optimale Schulbildung. Dass Kinder eine Zeitlang auch Kinder sein müssten, mal spielen dürfen und Freunde treffen. Oder solche verrückten Dinge. Und noch eines sei Ihnen gesagt: Wer über Pisa schimpft, über die dummen Schüler und die noch dümmeren Lehrer, der sollte auf der Hut sein, nicht selbst in ein Fettnäpfen zu tappen. So sollten Sie keine Witze über die fehlenden Mathematikkenntnisse der deutschen Schüler machen, und dabei erwähnen, dass alles viel besser war, als Sie vor 20 Jahren, 1980, Abitur gemacht haben. Außer natürlich, Sie wollen die Mängel des deutschen Schulsystems am eigenen Beispiel verdeutlichen.

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So schinden Sie Eindruck: Bei strenger Beachtung der oben genannten Faustregel kann eigentlich nichts schiefgehen. Sie können ohne weiteres Eindruck schinden, indem Sie von all den wertvollen Maßnahmen berichten, mit denen Sie Ihren eigenen Nachwuchs frühfördern. Erzählen Sie also von diesem wunderbaren pränatalen Koreanischkurs, in dem Ihr Kind sehr früh (und gerade noch rechtzeitig) einen ganz natürlichen Umgang mit der asiatischen Sprache entwickeln konnte - und dank dem es auch schon vor der Bedienung eines Löffels das Halten von Essstäbchen perfekt beherrschte. Oder erwähnen Sie das beinah virtuose Klarinettenspiel Ihrer Jüngsten, die mit Ihren zwei Jahren das Instrument zwar noch nicht ganz alleine halten kann, aber dafür dank der täglichen zwei bis drei Stunden Übung Mozarts Konzert in A-Dur schon ganz hervorragend zum Besten geben könne. Man wird beeindruckt sein.

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Zitieren Sie: Für den Fall, dass Sie über keine eigenen hochbegabten Kinder verfügen und trotzdem etwas sagen sollen, können Sie sich ganz einfach behelfen. Zitieren Sie all jene Menschen (und da gibt es viele), die schon einmal in Form eines Aphorismus Witze über die Berufsgruppe des Lehrers gemacht haben. Damit hat man interessanterweise die Lacher immer auf seiner Seite. Sagen Sie also: "Schulbildung ist etwas, das keinem schadet, vorausgesetzt, er macht sich später die Mühe, etwas Ordentliches zu lernen" - von wem dieses Zitat stammt, ist nicht überliefert. Oder zitieren Sie Bertolt Brecht mit dem Satz: "Während meines neunjährigen Eingewecktseins an einem Augsburger Realgymnasium gelang es mir nicht, meine Lehrer wesentlich zu fördern." Und zum Schluss haben Sie dann noch den beliebtesten Spruch aller Lehrerkenner auf Lager, auch dessen Erfinder ist leider nicht bekannt: "Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei." In diesem Sinne: Schönes freies Wochenende.

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