Angeben für Anfänger:Et kütt wie et kütt

Wenn das bevölkerungsreichste Bundesland vereint zur Urne schlurft, zittert ganz Berlin. Doch wer sind diese Menschen? Lernen Sie mitzureden über: NRW.

Ruth Schneeberger

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Wenn das bevölkerungsreichste Bundesland vereint zur Urne schlurft, zittert ganz Berlin. Aber wer sind diese Menschen? Lernen Sie mitzureden über: NRW.Was ist das?Mit rund 18 Millionen Einwohnern ist Nordrhein-Westfalen das bevölkerungsreichste Bundesland. Die Region Rhein-Ruhr, der Ballungsraum im Zentrum des Landes, ist mit rund zehn Millionen Bewohnern eine der 30 größten Metropolregionen der Welt und liegt in der Mitte des zentralen europäischen Wirtschaftsraumes.Sie leben zwischen zwei Tankstellen in der Einöde, Ihre Einkaufsstadt heißt Hintertupfingen? Dann sollten Sie wissen, dass in NRW oft eine Großstadt an die andere grenzt. Mülheim und Oberhausen etwa sind nur durch ein Ortsschild getrennt. Mit anderen Worten: Hier wird es schnell kuschelig.Ein Kölner Ehepaar verfolgt das TV-Duell zwischen Jürgen Rüttgers (CDU) und Hannelore Kraft (SPD)/Foto: dpaText und Bildauswahl: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de/bgr

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So machen Sie sich lächerlich: Vermeiden Sie Fremdworte wie "CSU" - man wird Sie fragen, ob das ein neuer Karnevalsverein ist - und "Maß". Letzteres bringt man hier nicht mit Bierhumpen in Verbindung, sondern mit Einschränkung, und die ist absolut nicht erwünscht.Mit einem bayerischen "Mia san mia" kommen Sie hier auch nicht weiter. Noch so hochbezahlte Reservierungschildchen in der Kneipe halten Ihnen keinen Schunkler vom Hals. Während der Süddeutsche gerne allein auf der Alm oder, wenn schon in der Stadt, dann gerne im sicheren Kreise seines auserwählten Zirkels unterwegs ist, müssen Sie sich darauf einstellen, dass sich hier alles mit allem mischt und jeder mit jedem können muss - und dazu noch freundliche Miene macht. Können Sie nicht? Dann sollten Sie NRW meiden.NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (rechts) bei einem CDU-Familienfest in Köln - der NRW-CDU wird vorgeworfen, eine Pro-Rüttgers-Initiative beim letzten Wahlkampf mit 40.000 Euro unterstützt zu haben/Foto: dpa

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So schinden Sie Eindruck: Wenn Ihnen einer ein Bier ausgibt: Seien Sie freundlich. Und sei es noch so klein. Das hat - zumindest im Rheinland - dieselbe Bedeutung wie anderswo ein Handschlag und ist mal der Auftakt für eine lebenslange Freundschaft, mal bleibt es bei der berühmten rheinländischen One-Night-Verbrüderung, und manchmal hat sich nur der Wirt vertan.In Westfalen dagegen sollten Sie nicht verzweifeln, wenn jemand Ihnen "Stippgrütze" oder "Potthucke" anbietet. Das sind keine Aufforderungen zur Schlägerei, sondern regionale Spezialitäten, bestehend aus jeweils viel Fleisch, meist mit Kartoffeln auf irgendeine möglichst verquere Art vermischt. Ähnliches wird Ihnen in Köln serviert, wenn Sie "Himmel un Ääd" ordern. Vegetarier sind nur dann auf der sicheren Seite, wenn sie ausgerechnet "Halven Hahn" bestellen - ein Käsebrötchen. Hier ist eben alles ein bisschen anders.Tiefe regionale Verwurzelung bei größtmöglicher Verbrüderung mit dem Nächsten - was kann man da für eine politische Ausrichtung erwarten? Nur keine Scheu: NRWs Landstriche sind schwärzer als Sie glauben. Auch wenn Christdemokraten hier eher in der gemütlichen Form daherkommen, weshalb sich Merkel als Mädchen für alles auch den niederrheinischen Ronald Pofalla (Achtung, nicht Pro-Falla!) ausgeguckt hat. Dass man in Berlin trotzdem alle fünf Jahre so bange nach NRW lugt, liegt daran, dass aktuell hüben wie drüben dieselbe Koalition aus CDU und FDP herrscht und hier quittiert wird, was dort verbockt wurde. Und 13,3 Millionen Wahlberechtigte, darunter ein großer Teil Migranten, eben kein Pappenstiel sind.Wer auch immer am Wahlabend also gewinnen mag: Verbreiten Sie ein heiteres "Et kütt wie et kütt" (Es kommt wie es kommt). Man wird sofort auf Ihrer Seite sein - und sie womöglich zur nächsten Wahl aufstellen.Wahlplakat von Bernhard Tenhumberg (CDU), wahlbürgerlich verschönert in Ahaus/Foto: ddp

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Zitieren Sie: "Jedes Jahr müsste ein Wahljahr sein. Im Wahljahr gibt es keine Steuererhöhungen." (Lothar Schmidt, *1922, deutscher geboren Politologe)Guido Westerwelle ist gegen Steuererhöhungen und auch aus NRW, namentlich aus Bad Honnef bei Bonn/Foto: dpaUnd nächste Woche klären wir Sie wieder über Dinge auf, die nicht von dieser Welt sind. Bis Donnerstag!

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