Alte Meister:Trichtergnome und Ohrenwälder

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Die Geschichte der Welt auf Messers Schneide: Fünfhundert Jahre nach seinem Tod ehrt der Geburtsort den Maler Hieronymus Bosch in einer großen Ausstellung.

Von Kia Vahland

Die Fantasie kann alles. Sie kann auch schlimmer als die schlimmste Realität sein. Ein fetter Fisch frisst einen Menschen kopfüber, nur die Beine ragen heraus - und das Viech hat selbst noch ein weiteres Paar Menschenbeine, die es genüsslich spreizt. Ein aufgespießter Nackter muss auf einem Rindvieh in die Hölle reiten; ein Helm verdeckt seine Augen, er sieht nicht, wie lächerlich sein Schmerz wirkt. Das Schauspiel genießen zwei Dämonen, der eine hat sich Rattengesicht, Krallen und bunte Schmetterlingsflügel zugelegt, der andere einen unfreundlich spitzen Rüssel, aber apart genoppte Beine auf blauem Fell. Im Hintergrund fackelt ein himmelspeiendes Feuer Häuser ab, vorne dagegen errichten Teufel einen fast fensterlosen Turm. Die Hölle ist eine Baustelle auf Hieronymus Boschs rechter Gemäldetafel des "Heuwagen". Hochmodern einerseits (gemessen an den Maßstäben von vor 500 Jahren), ein animalisch-archaisches Biotop brutaler Fabelwesen andererseits.

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