Kino:Regisseurin Agnès Varda ist tot

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Die Regisseurin Agnès Varda im Jahr 1970 (Foto: AFP)

Sie galt als eine der Pionierinnen der "Nouvelle Vague" und gewann als erste Frau einen Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig. Nun ist Varda im Alter von 90 Jahren gestorben.

Die Filmregisseurin Agnès Varda ist tot. Das berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP an diesem Freitag unter Berufung auf ihre Familie. Varda wurde 90 Jahre alt.

In Brüssel geboren und in Frankreich aufgewachsen, reiste Varda in den Fünfzigerjahren zunächst als Fotoreporterin unter anderem durch China, Afrika und die Sowjetunion. Mit dem Kurzfilm "La pointe courte" gab sie 1954 ihr viel beachtetes Debüt als Filmemacherin. Die Ehekrisengeschichte gewann große Bedeutung für die spätere sogenannte "Nouvelle Vague", obwohl Varda nicht - wie etwa François Truffaut oder Jean-Luc Godard - dem cineastischen Zirkel der einflussreichen Kinozeitschrift Cahiers du cinéma angehörte.

Bald erregte die Regisseurin auch mit ihren ersten längeren Filmen Aufsehen: 1961 etwa erschien "Mittwoch zwischen fünf und sieben", das Porträt einer Sängerin, die zwei Stunden lang auf ein folgenschweres ärztliches Urteil warten muss. Einer ihrer größten Erfolge war "Vogelfrei", ein Film, der die Geschichte einer Frau erzählt, die als Landstreicherin durch Südfrankreich zieht und schließlich den Kältetod stirbt. 1985 erhielt sie dafür beim Filmfestival von Venedig - als erste Frau überhaupt - den Goldenen Löwen. Zeit ihres Lebens bezeichnete Varda sich als Feministin und unterschrieb 1971 das französische "Manifest der 343" für eine Freigabe der Abtreibung.

Mit ihren mehr als 50 Filmen balancierte die Regisseurin stets zwischen Wirklichkeit und Spiel und verband gekonnt Dokument und Fiktion. Ihre Wurzeln lagen in der Literatur und in den Bildenden Künsten. Sie selbst sprach in Bezug auf ihre literarische Herangehensweise an den Film gern von "cinécrire" (kinoschreiben). Dabei interessierte sie sich immer auch für die technischen Neuerungen in ihrem Berufsfeld. Neben dem dänischen Regisseur Lars von Trier war sie eine der Ersten, die erfolgreich mit der Digitalkamera arbeiteten.

Varda erhielt zahlreiche Preise für ihr Schaffen, unter anderem einen Ehren-César, die Ehrenpalme von Cannes und den Ehrenoscar.

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