Academy Awards:Nächster Kandidat, bitte

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Der Komiker Kevin Hart schmeisst den Moderationsjob bei den Oscars hin, wegen scharfer Kritik an früheren homophoben Äußerungen.

Von Jürgen Schmieder

Kevin Hart ist immer da, wenn man ihn braucht, und erst recht, wenn man ihn nicht braucht. In Hollywood-Klamauk-Filmen, auf den Comedy-Bühnen, an der Seitenlinie beim All-Star-Basketball. Um ihm gerecht zu werden, möchte man den Amerikanern ein neues deutsches Lehnwort vorschlagen: "Rampensau".

Damit wäre er als Moderator der Academy Awards Show im Februar eigentlich perfekt gewesen - ein Job, bei dem der Grat zwischen langweilig (Neil Patrick Harris, 2015) und überdreht (Whoopi Goldberg, 1994 und 1996), zwischen Selbstbeweihräucherung (Seth MacFarlane, 2013) und Unsichtbarkeit (James Franco, 2011) denkbar schmal ist. Dafür braucht es einen, dem es egal ist, ob er nun scheitert oder gewaltig scheitert.

Hart hat nun allerdings seinen Verzicht erklärt: Er wolle keine Ablenkung sein an einem Abend, "an dem so viele fantastisch talentierte Künstler gefeiert werden", schrieb er bei Twitter. Zuvor hatte es Proteste gegen Hart wegen schwulenfeindlicher Aussagen gegeben. Bei einem Auftritt 2010 hatte er zum Beispiel gesagt: "Eine meiner größten Ängste ist es, dass mein Sohn schwul wird." Bei Twitter hatte er ein Jahr später geschrieben: "Sollte ich meinen Sohn dabei erwischen, wie er mit dem Puppenhaus seiner Schwester spielt, dann werde ich ihm das Ding über den Kopf ziehen und sagen: 'Hör auf damit, das ist doch schwul.'"

Hart war zunächst der Meinung, er habe diese Aussagen bereits bedauert und seinen Sinneswandel betont und müsse sich nicht nochmals entschuldigen. Sechs Stunden später aber verkündete er seinen Verzicht: "Ich möchte mich bei der LGBTQ-Gemeinde für meine unsensiblen Worte aus der Vergangenheit entschuldigen." Das ist auch eine Blamage für die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die nicht nur darum kämpft, die Relevanz der Oscar-Verleihung zu erhalten, sondern auch, die bisweilen unerträglich öde Veranstaltung ein bisschen interessanter zu gestalten.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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