Neu im Kino:"Bad Neighbours 2": Notfalls fliegen Tampons

Lesezeit: 2 min

Seth Rogen muss in der Rolle des Mac Radner gut zu Fuß sein. (Foto: dpa)

Kein Sex, keine Liebe: In "Bad Neighbors 2" müssen Seth Rogen und Zac Efron gegen feierwütige Teenie-Mädchen antreten, die von gesellschaftlichen Klischees nichts wissen wollen.

Von Doris Kuhn

Sehr schön ist die Rahmenhandlung: Je eine Szene vorn und hinten von "Bad Neighbors 2", im Bett, in dem die jungen Eltern vernachlässigten ehelichen Tätigkeiten nachgehen möchten.

Am Anfang werden diese übel unterbrochen, weil die Ehefrau plötzlich feststellt, dass sie wieder schwanger ist. Am Ende wiederum werden sie vermiest, weil der Ehemann weinen muss - er befürchtet, dass seine Kinder ihn in ein paar Jahren nicht mehr so vorbehaltlos lieben wie jetzt.

Sichtbar wird in beiden Fällen, dass diese Komödie nicht zurückschreckt vor den Untiefen, die Familienfilme sonst lieber verschweigen.

Vor allem aber kann man sich daran erfreuen, dass Seth Rogen und Rose Byrne wieder als Mac und Kelly Radner auftreten, und dass Zac Efron als deren Erzfeind Teddy noch immer durchs Geschehen schwirrt.

Ins Nachbarhaus der Jungfamilie ziehen - wie in Teil 1 - neue Mieter. Diesmal sind es drei junge Mädchen, achtzehn Jahre, frisch von zu Hause weg, und sie denken an Selbstbestimmung im großen Stil: Partys, Unfug, Kiffen, die Musik bitte sehr laut.

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Ihre Form der Frauenbewegung hört auf, sobald Zac Efron strippt

Die Radners rutschen in einen Kampf gegen den Lärm, wobei Papa Mac eben lernt, dass Teenager kein sentimentales Verhältnis mehr zu ihren Eltern pflegen. Sie nehmen deren Geld, das muss reichen an Gefühl.

Interessanter aber ist, dass diese Teenager Mädchen sind, die sich nicht dringend dem Sex widmen möchten. Das allein wäre im amerikanischen Kino akzeptabel, aber diese Mädchen wollen auch keine Liebe. Sie wollen hauptsächlich ihre Ruhe vor gesellschaftlichen Klischees, die entweder von Hollywood oder von Männern diktiert werden.

Um diese Haltung durchzusetzen, werfen sie notfalls mit benutzten Tampons, was für einen amerikanischen Coming-of-Age-Film gewagt und erfrischend ist. Diese Slacker-Girls kommen in ihrer Verachtung für jede Bevormundung nahe an die Wirklichkeit - auch wenn ihre Form der Frauenbewegung aufhört, sobald Zac Efron einen Striptease hinlegt. Aber realistisch ist natürlich auch das.

Die Alten kommen nicht besser weg. Der Unterschied zu den Teenagern zeigt sich in ihrer Bereitschaft zur Korruption, aktiv wie passiv. Die Geradlinigkeit der Jugend ist vorbei, die Pflichten des ernsten Lebens werden trotzdem nicht bewältigt. Noch sind sie überfordert von der Vernunft, die der seriöse Erwachsene stets allem entgegenbringen soll, lieber katapultieren sie sich durchs Dach der Garage.

Das Drehbuch mit diesen Ideen stammt zum Teil aus der Werkstatt von Seth Rogen und Evan Goldberg. Deren anarchischer Witz möbelt die amerikanische Komödie auf, seit sie 2007 das ganze Unglück der Adoleszenz in "Superbad" zusammenfassten.

Jetzt kümmert ihr Script sich extra nicht um die höllisch komplizierten Regeln der gegenwärtigen Welt, die alles verheimlicht, was Hygiene, Faulheit, sexuelle Minderheiten oder mangelnde Kinderkontrolle betrifft. Der Film zeigt all das her, im Alltag der Familie, und in dem der Partymädchen. Das ist nicht nur lustig, das ist geradezu befreiend: Schon ist man gar nicht mehr allein.

Neighbors 2 : Sorority Rising - USA 2016. Regie: Nicholas Stoller. Kamera: Brandon Trost. Mit: Seth Rogen, Rose Byrne, Zac Efron, Chloe Grace Moretz, Kiercey Clemons. Universal, 86 Minuten.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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