Kurzkritik:Witz und Charme

Yaara Tal in der Allerheiligen Hofkirche

Von Harald Eggebrecht, München

Mozart, ja, aber Franz Xaver, Schumann, ja, aber Clara, dazu so wirklich unbekannte Namen wie Julie de Webenau oder Theodor Kirchner. Und nach der Pause eine prickelnde Mischung aus Klaviermusik eines in diesem Genre unerwarteten Komponisten namens Gioachino Rossini und solcher des einst in ganz Paris als Sonderling verschrieenen Erik Satie.

Bei ihrem Klavierabend in der Allerheiligen Hofkirche vermied die wunderbar präsente, die Werke mit Charme und Ironie kommentierende Yaara Tal wirklich alle Hauptstraßen und Gemeinplätze üblicher Konzertveranstaltungen. Stattdessen führte sie ihr vergnügt überraschtes Publikum hinter die allseits bekannten Fassaden, um dort in Nebenstraßen und versteckten Plätzen bisher verborgene oder vergessene Schönheiten wiederzuentdecken und pianistisch-musikalisch so zu beleuchten, dass wohl niemand, der dabei war, es je wieder wagen wird, in bisheriger Ignoranz zu verharren.

Also wird er von nun an wissen, wie rhythmisch und harmonisch raffiniert Franz Xaver Mozart, jüngster Sohn von Wolfgang Amadé, die drei Polonaises melancholiques op. 17 schrieb, deren schwermütige Eleganz völlig anders berührt als die Polonaisenmusik eines Chopin. Julie de Webeneaus Morceaux de Fantaisie, Robert Schumann gewidmet, erinnerten in der akkordischen Vollgriffigkeit und virtuosen Gestik ein wenig an Brahms, während Kirchners Präludien sich als interessant kantig und schräg erwiesen. Bei Clara Schumanns drei Romanzen verblüffte vor allem die dritte durch aufgewühlte Brüchigkeit. Rossinis Miniaturen und Saties leichtfüßige Surrealismen vollendeten den Abend in Selbstironie und kauzigem Humor.

© SZ vom 23.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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