Zucker:Nur die halbe Wahrheit

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Aus Sicht einer Leserin reicht es nicht, nur Zucker zu besteuern. In vielen Lebensmitteln befänden sich versteckte Zuckerarten, die die Gesundheit genauso bedrohten. Ein anderer fragt, warum sich die Politik bei diesem Thema so ziert.

"Ohne Zwang geht es nicht" vom 28. März:

Wenn schon eine Zuckersteuer, dann auch für die versteckten Zucker und für alle Zuckerarten (sprich: Traubenzucker, Malzzucker, Melasse und, und, und). Bei fast allen ultraverarbeiteten Nahrungsmitteln handelt es sich bei den Kohlenhydratgewichtsangaben gänzlich um isolierte Kohlenhydrate, also um Zucker, oder besser gesagt, um Fabrikzucker. Auch das Gewicht der üblichen Brote aus Auszugsmehl (Typenmehl aller Art) kann man im Schnitt zu einem Viertel als Zucker berechnen. Er entsteht schon im Mund und treibt den Insulinspiegel entsprechend schnell hoch. Hinzu kommt noch der zugegebene Fabrikzucker. Das Gefährliche an den Begründungen der Zuckerindustrie für eine angebliche Unbedenklichkeit des Fabrikzuckers ist, dass wahre Aussagen darin einfließen, die aber vom eigentlichen Kern der ernsthaften Bedenken ablenken sollen. So wird von der Zuckerindustrie gerne angeführt, dass Zucker nur im Übermaß schädlich sei. Das ist ja nicht unrichtig, es wird aber vermieden, den pathogenen Schwellenwert von 25 g Zucker pro Tag (WHO 2014 und Professor Katase, Osaka, 1934) zu benennen. Die deutschen Schulkinder verzehren täglich 135 g Fabrikzucker (amerikanische sogar 400 g, meist in Form von Softdrinks).

Hans Peter Stolz, Bad Hönningen

Einfacher Weg

Irgendwann, vielleicht in den 90ern, wenn ich mir einen Kasten Bier im Getränkemarkt holte, stellte ich mit Erstaunen fest, dass es Erwachsene gab, die kästenweise Coca-Cola und ähnliche Getränke nach Hause schleppten, während unsere Kinder nur mit Wasser verlängerte Fruchtsäfte erhielten. Inzwischen haben wir vermehrt das Problem mit versteckten Zuckeranteilen in Nahrungsmitteln, und anstatt den einfachen Weg über die Besteuerung des Zuckers zu gehen, zieren sich unsere Politiker! Manchmal frage ich mich, wozu wir Politiker in die Parlamente wählen, die so wenig unsere Interessen vertreten bzw. sich so wenig um das gesundheitliche Wohl der Bevölkerung kümmern. Bei den "Alkopops" ging es doch mit der Besteuerung auch sehr schnell ...

Burkhard Colditz, Sindelsdorf

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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