SZ Werkstatt:Wie sieht die Ausbildung zum Redakteur aus?

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Detlef Esslinger, Ressortleiter Innenpolitik, verantwortet die Volontärsausbildung der SZ. Er erklärt, welche Eigenschaften wichtig sind und warum ein Studium gut, aber nicht zwingend ist.

Wie sieht der perfekte Ausbildungsweg aus, um Journalist zu werden?

Tobias Fries, Wien

Vor Jahren schrieb ich genau darüber einen Artikel; das heißt, eigentlich ging es ums Gegenteil, den falschen Ausbildungsweg. "Journalistik, ein Leerfach" hieß das Stück, das von einem Fach abriet, das nicht so präzise auf unseren Beruf vorbereitet, wie es klingt. Worauf viele Lehrstuhlinhaber empört fragten, ob ich die Courage hätte, diese Meinung auch in ihrem Hörsaal zu vertreten; worauf ich allen zusagte; worauf sich nur der Professor aus Eichstätt wieder meldete. Nach der Veranstaltung schrieb ein Student eine gemeine, aber witzige Glosse in einem Blog - worauf wir ihm ein Volontariat anboten. Er ist längst ein angesehener SZ-Redakteur.

Detlef Esslinger kam 1991 zur SZ. Seit 2008 organisiert er die Ausbildung künftiger Redakteurinnen und Redakteure; neben seiner Tätigkeit in der Ressortleitung der Innenpolitik. (Foto: Sonja Marzoner)

Anders gesagt: Man kann auch in unseren Beruf finden, wenn man sich nicht Jura, Medizin, Meteorologie, VWL oder Sinologie ausgesetzt hat; Fächern also, deren Kenntnis in Zukunft eher wichtiger als unwichtiger werden dürfte. Es hilft durchaus, wenn man zu Xi Jinping, dem chinesischen Staats- und Parteichef, nicht nur eine Meinung hat, sondern ihn sogar versteht; also sprachlich. Grundsätzlich gilt: Studium ist gut und richtig. Vor allem aber hilft es, die Neigung zum Journalismus bereits zu dessen Beginn zu entdecken - Arbeitsproben aus Praktika sind die wichtigsten Teile jeder Bewerbung. Ein Volontariat dauert bei der SZ zwei Jahre. Man durchläuft neun Ressorts (unter anderem den Newsdesk, eine Lokalredaktion und die Investigative Recherche), nimmt an Seminaren teil (im August: zu Kommentaren) und hat eine Mentorin oder einen Mentor zum Navigieren in der mitunter unübersichtlichen SZ. Wir zahlen Tarifgehalt - was ein Unterschied zu Journalistenschulen ist, deren Ausbildung sehr gut ist.

Leider bewerben sich fast nur Menschen mit Studium. Doch eigentlich stünden einer Redaktion auch Menschen mit abgeschlossener Lehre gut an. Gibt es jemanden damit, die oder der sich aber denkt: "Mich nehmen die doch nie"? Von wegen, wer auch ein Talent im Schreiben ist, hat bestimmt auch zwei, drei Texte im Sortiment. Gerne her damit! DE

© SZ vom 14.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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