SZ-Werkstatt:Unsere Welt im Netz

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Morgens Snapchat, abends Instagram: Warum beginnt und endet der Tag eines Journalisten heutzutage im Internet? Weil sich dort die meisten neuen Trends zum ersten Mal zeigen, wie Christian Helten, Leiter von "jetzt.de", der jungen Webseite der SZ, erklärt.

Von Christian Helten

Christian Helten begann 2007 als Praktikant bei jetzt. Nach Jahren freier Mitarbeit und einer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule fing er 2011 als Redakteur an. Seit 2013 leitet er die jetzt-Redaktion. (Foto: Juri Gottschall)

Wenn Sie heute das Buch Zwei dieser Zeitung aufschlagen, werden Sie vielleicht denken: Huch, das liest sich ein bisschen anders als sonst. Dann bitte nicht erschrecken, das ist Absicht. Das Buch Zwei kommt heute aus der Jetzt-Redaktion. Jetzt ist die junge Webseite der SZ.

Zuvor gab es eine Diskussion zwischen den Buch-Zwei-Kollegen und uns. Sie wünschten sich ein Glossar, in dem wir, vor allem für ältere Leser, Begriffe wie Hashtag, Snapchat und Feed erklären. Wir hielten das für überflüssig. (Wenn Sie wissen möchten, wer sich durchgesetzt hat, bitte im Buch Zwei nachsehen. Und wenn Sie in diesem Text hier ein paar Wörter nicht kennen, auch.)

Für uns als junge Redaktion sind diese Begriffe Alltag. Sie sind Teil der Welt, in der wir zu Hause sind: den sozialen Netzwerken. Unser Tag beginnt und endet dort. Morgens im Bett kurz den Facebook-Feed durchscrollen oder bei Snapchat die Story einer Freundin ansehen, vor dem Schlafengehen in die WG-Whatsapp-Gruppe und auf die neuen Bilder auf Instagram schauen. Gewissermaßen ist das Teil unserer Arbeit. Denn so finden wir Themen, die unsere Leser bewegen.

Ein etwas abgedroschener Journalistenspruch besagt, dass "die Themen auf der Straße liegen". Er meint: Wenn ein Journalist mit wachem Blick die Welt betrachtet, wird er erzählenswerte Geschichten finden. Dieser Spruch gilt auch für uns - mit dem Zusatz, dass ein großer Teil unserer Straße durchs Internet verläuft. Konkret: Einen neuen, fragwürdigen Trend auf Instagram, der junge Frauen zum Hungern animiert, entdecken wir nur frühzeitig, wenn wir selbst täglich dort sind, wo er seinen Ursprung hat. Nur dann können wir uns sofort kritisch damit auseinandersetzen. Und das ist schließlich der Kern unserer Arbeit.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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