SZ-Werkstatt:Kick in 73 Meter Höhe

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Stefanie Preuin, 30, hat Fotojournalismus und Integriertes Design studiert. Wenn sie nicht gerade fotografiert, arbeitet sie in der Bildredaktion. (Foto: Sabine Lewandowski)

Stefanie Preuin war für das Buch Zwei in Freizeitparks, um den Nervenkitzel, den ungebrochenen Erfolg dieser künstlichen Welt in Bildern und Videos einzufangen.

Ein Tag im Freizeitpark ist harte Arbeit: Er fängt früh an, für die Parkangestellten, für die Besucher, alle müssen rechtzeitig vor dem mächtigen Torbogen Italiens im Europapark Rust stehen, um den Massen um Punkt neun Uhr Einlass zu gewähren oder loszustürmen. Denn bei den kleinen Fahrgeschäften fängt hier keiner an, im Wettlauf gegeneinander eilen die Menschen zum Eingang der Achterbahn Silver Star, erste Kinder weinen ob der nicht erfüllten Mindestgröße. Ich bin für das Buch Zwei ( Seiten 11-13) in zwei Freizeitparks gefahren, um den Nervenkitzel, den ungebrochenen Erfolg dieser künstlichen Welt in Bildern und Videos zu ergründen.

Es ist 9.22 Uhr, und die Stimmung steigt. Die ersten Bahnen fahren wieder ein, das Adrenalin peitscht die Laune der Fahrgäste nach oben. Während ich darüber nachdenke, dass ich sogar das Drei-Meter-Brett meide, schnalle ich die Go-Pro-Kamera fester an meinen Körper und setze mich in den Waggon. Gemächlich werde ich 73 Meter in die Höhe gezogen. Ich wappne mich, richte mich auf, es soll ja tolle Videoaufnahmen geben. Ich bin in den Sitz gepresst, neben mir aufgedrehte Teenager. Wir donnern dem Asphalt entgegen, es rappelt, es zerrt am Körper, und nach drei Minuten ist alles vorbei. Mich beschleicht das Gefühl, dass die Aufnahmen verwackelt sein könnten.

Weiter geht's in den Leipziger Freizeitpark Belantis: Dort durchquere ich das Tal der Pharaonen, setze mich in ein Gummiboot und stibitze dem Pharao seinen Schatz, zumindest sagt mir das eine Tonbandstimme. Für diesen Diebstahl verflucht er mich und fordert: "Raus hier!" Und dann bin schon wieder am höchsten Punkt, dieses Mal in einer Pyramide, eine Tür öffnet sich und mein Waggon schießt einen Wasserfall hinunter. Wenig später landen wir wieder am Startpunkt, und das Personal fragt: "Noch eine Runde?"

© SZ vom 11.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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