Suisse Secrets:Ein offenes Geheimnis?

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Die Schweiz profitiert als spezieller Finanzplatz von ihrem Kundenstamm. Mit den Enthüllungen über die Credit Suisse kommt ans Tageslicht, was viele vermutet haben.

Das Logo der Schweizer Bank Credit Suisse prangt an der Zweigstelle in Zürich. (Foto: Reuters)

Zu "Versprochen und gebrochen" vom 22. Februar und zu "(K)eine große Nummer" vom 21. Februar:

Wen wundert es?

Welche "Geheimnisse" wurden denn hier aufgedeckt? Wer die letzten Jahrzehnte aufmerksam Zeitung gelesen hat, weiß doch, dass die Schweiz ihren Lebensstandard ihrem "Finanzplatz" und ihrem ganz speziellen Kundenstamm zu verdanken hat und nicht Toblerone und ein paar veralteten Liftanlagen.

Ich halte es auch nicht für einen Zufall, dass die FIFA und das IOC, selbst höchst "ehrenwerte Gesellschaften", ihren Sitz in der Schweiz haben. Das ist der eine Skandal. Der andere Skandal ist aber, dass viele Regierungen in Europa und der Welt bis heute keine ernsthaften Bemühungen an den Tag gelegt haben, Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Der Krankenschwester wird die Lohnsteuer sofort vom Gehalt abgezogen und dem Investmentbanker wird nicht gezahlte Mehrwertsteuer "gutgläubig" zurückerstattet. Und da wundern sich Politiker über Politikverdrossenheit .

Peter Hammelbacher , München

Umbenennung

Mich wundert, wie man sich über das Verhalten der Credit Suisse wundern kann. In den "glorreichen" 80 Jahren mit den großen Protagonisten Bankverein, Bankgesellschaft (zur UBS fusioniert) und Schweizerische Kreditanstalt gab es Berichte über unrühmliches Verhalten.

Wenn andere Banken ihre Finger in schmutzigen Geschäften hatten, konnte man sicher sein, die Schweizerische Kreditanstalt steckt mindestens bis zu den Ellenbogen drin. Schließlich war der Name Schweizerischer Kreditanstalt so belastet, dass die Umbenennung in Credit Suisse erfolgte. Die "Gene" der Schweizerischer Kreditanstalt sind geblieben.

Michael Fithal, Rheinfelden/Schweiz

Handschriftlich, ohne Absender

Wir haben erlebt, wie die Schweizer Banken von vorneherein vermutet, das dort angelegtes Geld Schwarzgeld ist. 1964 haben wir beschlossen, auf Grund der instabilen politischen Lage, unser geerbtes Geld lieber in der sicheren Schweiz anzulegen und in Saas-Fee ein Chalet zu bauen. Was uns wunderte: die Briefe von der Bank kamen immer ohne Absender, mit handschriftlicher Adresse. Die Bank ging also davon aus, dass es sich um Schwarzgeld handelt. Da das bei uns nicht der Fall war, war die Vorsichtsmaßnahme also unnötig. Es wunderte uns aber, welche Machenschaften in der Schweiz möglich waren. Anne Vester, München

Bock zum Gärtner

Wenn man sich den Werdegang von Mark Branson anschaut, der im letzten Jahr mit viel Vorschusslorbeeren zum Präsidenten der deutschen Aufsichtsbehörde, BaFin, befördert wurde, muss man sich unwillkürlich die Frage stellen, ob bei uns nicht der Bock zum Gärtner gemacht wurde.

Herr Branson war jahrelang bei Credit Suisse und UBS in leitenden Funktionen tätig und hat zuletzt sieben Jahre die Schweizer Bankenaufsicht, Finma, geleitet. Wenn er dort wirklich so tüchtig und wirksam war wie behauptet wurde, wären ihm die Machenschaften der Credit Suisse nicht verborgen geblieben.

Christian Lutz, München

© SZ vom 08.03.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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