Stromkonzerne:Merkels Sündenfall

Lesezeit: 1 min

Die außerordentlichen Abschreibungen der Stromkonzerne auf die Großkraftwerke sind ausschließlich auf die vorschnelle Energiewende zurückzuführen. Alles andere ist Humbug.

"Die Rache der neuen Strategie" vom 11. November:

Der Energiekonzern Eon ist nur ein Beispiel für den Niedergang der vier großen Atomkonzerne in Deutschland. Dies war so gewollt, denn die auf Jahrzehnte angelegten Investitionen in klassische Kraftwerke müssen - wenn aufgrund des Vorrangs alternativer Energieerzeugung nicht mehr benötigt - vorzeitig abgeschrieben werden. Nun mag das Management mit seinem Auslandsengagement Fehler begangen haben, aber die außerordentlichen Abschreibungen auf die Großkraftwerke in Deutschland sind einzig der Energiewende zuzuschreiben, nicht irgendeiner Strategie oder Ausgliederung.

Die Abschreibungen sind Ausdruck zukünftiger Erträge, die nicht mehr erwirtschaftet werden können. Das mag den einen oder anderen mit Schadenfreude erfüllen. Nur leider werden diese Nachwehen der Energiewende dem Steuerzahler auf die Füße fallen. Denn es darf bezweifelt werden, dass die strauchelnden Riesen den Rückbau der Kernkraftwerke jemals bezahlen werden können. Der Staat wird dem sprichwörtlich nackten Kraftwerksbetreiber nicht in die Tasche langen können.

Diese Kosten werden sich gewaltig zu den heute schon massiven Einnahmeausfällen an Steuern und Abgaben der öffentlichen Hand addieren. Insbesondere in Nordrhein-Westfalen sind das Land und die Kommunen gekniffen. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft könnte - wenn sie nur wollte - aus dem Nähkästchen plaudern.

Das Beschleunigen der Energiewende nach Fukushima war der erste populistische Sündenfall von Angela Merkel, dabei hatten schon Ende 2010 Befürworter des Ausbaus alternativer Energien sich in einem offenen Brief warnend an die Kanzlerin gewandt. Ihr Credo: Wenn der Ausbau alternativer Energien mit der gleichen Geschwindigkeit fortgesetzt wird, verlieren sie aufgrund der steigenden Kostenbelastung die Akzeptanz in der Bevölkerung. Hans-Günther Vieweg, Garching

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.

Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen.

forum@sueddeutsche.de

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: