SPD:Ist doppelt wirklich spitze?

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Wer soll künftig die Sozialdemokraten führen? Während das Dreiergespann Dreyer, Schäfer-Gümbel, Schwesig interimsmäßig die Geschäfte führt, mehren sich die Vorschläge für eine Doppelspitze.

Zu " Kühnert wagen" vom 26. Juni, " Doppelt gefällt besser" vom 25. Juni und " Wie eine SPD-Doppelspitze gelingen kann" vom 24. Juni:

Die Integration der "vagabundierenden" Flügel in der SPD, Einzelpersonen wie Sigmar Gabriel ausgenommen, ist eine wichtige Aufgabe, um die Partei wieder handlungsfähig zu machen oder zumindest der Öffentlichkeit den Anschein zu vermitteln, dieses sei so und die Partei würde überleben. Wer integriert wen, wenn bei der Lösung "Doppelspitze" das eine Team zum Beispiel aus Schwan/Kühnert und das andere aus Klingbeil/Giffey besteht? Die einen den linken Flügel und die anderen den rechten. Und wohin geht die Mitte? Wo der Erfolg sicherer erscheint: nach rechts. Und wer wird im zweiten Team dann Kanzlerkandidat? Und wer repräsentiert für die Anhängerschaft wie für die weitere Öffentlichkeit die Partei und deren Politik? Eine Person - ein Repräsentant - eine Integrationsfigur. Und wenn doch ein Team erkoren werden sollte, dann eines mit einer Person, die ohne Anspruch auf die Kanzlerkandidatur die programmatische Erneuerung der Partei organisiert, und mit einer zweiten, die als ein erfolgreicher Kommunalpolitiker der SPD zeigen könnte, wo sie Kraft und Ideen tanken kann, nämlich an der Basis. Letztlich hilft der SPD nur, sich an Erfolgsbedingungen für eine Partei zu erinnern: eine geschlossene Führung und eine große inhaltliche Übereinstimmung zwischen Mitgliedschaft und Führung, beides signalisiert Handlungsfähigkeit, sowie ein enger Kontakt zur Gesellschaft, um die dort ablaufenden Diskussionen aufzunehmen und zu überprüfen, ob deren Themen für die Politik der Partei relevant sind. An alledem fehlt es der SPD seit längerer Zeit.

Dr. Gero Neugebauer, Berlin

Würde die SZ dem Autor Jean-Marie Magro heute oder in nächster Zeit die Position eines Chefredakteurs antragen? Dies wird sicher nicht geschehen. Warum? Weil die Leitung einer Zeitung neben herausragenden Fachkenntnissen zusätzlich besondere Managementkompetenzen erfordert. Wenn es in der Zeitung reichen sollte, schreiben zu können, reichte es dann, wie Jean-Marie Magro meint, dass ein junger Mensch gut schwätzen kann, wie Juso Kühnert? Es stimmt, dass fast alle heutigen Bundespolitiker dann, wenn sie sich zu wirtschaftlichen Fragen äußern, Plattitüden in Luftblasen verpacken.

Die SPD war solange erfolgreich, als sie noch fachlich ausgewiesene Spitzenpolitiker aufweisen konnte, die sich daneben auch auf Lebenserfahrungen stützen konnten. Solche Qualifikationen erwirbt man bekanntermaßen nicht als Vorsitzende(r) einer Arbeitsgemeinschaft oder als Assistent(in) von Abgeordneten. Sagen zu können, ich kenne einen, der unter Tage oder an der Werkbank seine Brötchen verdient, vermittelt noch keine eigenen beruflichen Kompetenzen und damit Maßstäbe für die berufliche Lebenswelt. Vielleicht ist der Vorschlag Magros ja ein vergiftet gemeinter. Wenn nicht, taugt er auch nichts.

Eine Partei am Abgrund sollte - wie ein Spieler am Roulettetisch - noch Risiken eingehen? Eine jugendlich törichte Empfehlung.

Dr. Hans-Joachim Meissner, Hamburg

Die Darstellungen zur Person Kevin Kühnert als möglichem SPD-Vorsitzenden halte ich für absolut grotesk. Herr Kühnert hat durch seine bisherigen Schildbürgerstreiche wie zum Beispiel die Anti-Groko-Aktion und seine Äußerungen zur Verstaatlichung von Betrieben unmittelbar vor der Europawahl die Partei nur Stimmen gekostet. Sein Ego zählt, und Solidarität ist ihm eher fremd - sonst würde er sich nach dem eindeutigen Mitgliedervotum für die Groko anders verhalten. Mit ihm an der Spitze würde die SPD mit Sicherheit zur Splitterpartei werden - eine Art zweite Linkspartei mit um die zehn Prozent. Vielleicht möchte Herr Magro genau das mit seinen Ausführungen erreichen. Meine Hoffnung ist jedenfalls, dass kompetente und lebenserfahrene Politiker wie Stefan Weil oder Franziska Giffey die Parteiführung übernehmen, damit die SPD wieder mehrheitsfähig wird.

Ulrich Teller, Pegnitz

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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