Rechte Gewalt:Mutige Aufklärung

Lesezeit: 2 min

Sind Polizei und Justiz hier blind gewesen? Diese Frage treibt Leser um beim Fall um zwei Journalisten, die von Neonazis bei Recherchen angegriffen und verletzt worden sind.

Zu " Der Angriff" vom 10. Mai:

Ihr Artikel ist einer von vielen, die jede Demokratin, jede Politikerin, alle Menschen tief beunruhigen müssen. Da sind einmal diese Angriffe, die eine Tötungsabsicht ja nicht einmal im Ansatz verbergen. Der Hass auf Andersdenkende, der so ausgelebt wird, dass jeglicher zivilisatorische Firnis verschwunden ist.

Genauso schlimm sind aber eine Polizei und eine Justiz, die nicht aufklären, sondern verschleppen, verharmlosen statt konsequent anzuklagen und zu bestrafen. Nicht zu vergessen, die Angst und die Traumata, die diese Opfer der Gewalt, die im Dienste von uns allen aufklären und informieren, erleben und erleiden müssen. Wann wacht die Zivilgesellschaft auf? Die Frage ist nämlich die, warum tut die Polizei nichts außer beschwichtigen, warum verharmlost die Staatsanwaltschaft? Da häufen sich doch individuelle Fehler, die im System liegen müssen. Ist es das typisch "Beamtische", das einigen jeglichen Mut zum Denken nimmt? Warum hat man einst das Wort geprägt vom "Auf-dem- rechten-Auge-blind- sein", das Polizei, Politik und Justiz meinte? Dieses Wort verweist auf die systemischen Probleme.

Hingeschaut, aufgestanden, handeln, bevor es zu spät ist, das ist die klare Ansage an alle. Warum Vereinfachen, Denunzieren, Menschenjagd und Hass so populär geworden sind, darüber sollte die Politik nicht zur Tagesordnung übergehen oder auch dem falschen Charme der Vereinfachung nachgeben durch weitere Verschärfung der Asylpolitik. Der Feind sitzt im eigenen Land, nicht in den Booten auf dem Mittelmeer! Und Hut ab vor dem Mut dieser Journalisten.

Conny Folger, München

Unser Land ist auch heute noch massiv geprägt vom Dritten Reich. Die Auseinandersetzung damit ist verkrampft und nicht wirklich erwünscht, man gibt sich mit ein paar Formalien zufrieden. Und während bei dem linken Spektrum zugeordneten Straftaten sofort scharf reagiert wird, lässt sich bei rechten Straftaten eine ganz seltsame Zähigkeit und Zögerlichkeit und achselzuckende Gleichgültigkeit beobachten, gerade so, als ob man mit dieser Szene sympathisieren würde.

Schuld ist hier natürlich neben dem Dritten Reich selbst auch die Schlussstrichpolitik von Adenauer und auch seine erfolgreiche Kommunistenverfolgung nach dem Vorbild von McCarthy in US-Amerika, wodurch aufklärerische Tendenzen unterdrückt wurden. Auch ist nebenbei bemerkt der wirtschaftliche Aufstieg Deutschlands in diesem Kontext zu sehen. Verkrampfter Leistungswille, bedingungsloses Funktionieren und Orientierung an äußerlich-oberflächlichen Werten sind Aspekte, die durch Adolf den Großen gefördert wurden, und die zugleich dazu dienten, das Vergangene zu unterdrücken und zu verdrängen.

Es gibt keine wirkliche Aufklärungskultur bei uns, an den Schulen wird das Thema vernachlässigt zugunsten von Fächern und Inhalten, die für die Kapitalverwertung wichtig sind, das liegt in der systemimmanenten Logik. Wenn man nicht will, dass sich rechtes Gedankengut weiter ausbreitet, dann muss man auch etwas dafür tun, dann darf man nicht immer nur ausweichen.

Friedhelm Buchenhorst, Grafing

Allerbesten Dank Herrn Rühle für diesen Artikel. Ein Beispiel dafür, wie wichtig die vierte Gewalt ist, gerade wenn eine der drei Gewalten nicht so richtig funktioniert - auch in unserem Land. Ich bitte Sie und Ihre Kollegen, nicht nachzulassen, Missstände zu recherchieren und zu publizieren.

Jürgen Reinicke, München

© SZ vom 21.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: