Pendler:Die Arbeit ins Dorf bringen

Noch mehr Wohnungen in der Großstadt bauen? Unbezahlbar teuer? Das sei nicht die Lösung, finden die Leser. Anders herum sei es richtig: Die Arbeit muss ins Dorf und die Provinz zur Heldin gemacht werden. Mit Kultur könnte das klappen.

"Beam mich aufs Land, Scotty" vom 1. August:

Genau andersherum

Gerhard Matzig fordert: "Baut endlich mehr Wohnungen in der Stadt!" Und stellt fest: "Die Städte bieten Jobs, aber sie haben es versäumt, auch die dazugehörigen bezahlbaren Wohnungen zu bauen." Falsch! Die Schaffung von Arbeitsplätzen muss weg von den Ballungsräumen. Fördermittel sind dort sinnvoll angelegt, wo bezahlbarer Wohnraum existiert. Industrie in Großstädten anzusiedeln ist unsinnig, schädlich für Mensch und Umwelt. Und Dienstleister sind nicht abhängig vom Standort - die am stärksten boomende Branche.

Dr. Hans Baiker, Detmold

Die Provinz zur Heldin machen

In der nördlichen Oberpfalz gibt es Zigtausende Tages- und Wochenpendler nach Nürnberg und München. Wenn dort eine Firma Arbeitskräfte sucht, findet sie keine, weil niemand seinen sicheren Pendlerplatz aufgeben will. Kein Mensch zieht freiwillig für seine Arbeitsstätte um, verliert seine sozialen Kontakte, entfernt sich von seiner Familie. Die Arbeit muss zum Wohnen gebracht werden, nicht das Wohnen zur Arbeit. Dazu zählen Infrastrukturangebote für Unternehmen und Menschen und kulturelle Zentren in der Provinz statt eines zweiten Konzertsaals in München. Das privat geschaffene Konzerthaus in Blaibach im Landkreis Cham ist ein Vorbild. Und es braucht Freizeitangebote, die das Leben in den kleinen Gemeinden attraktiv machen. Mit Alibiveranstaltungen, bei denen von 40 Arbeitsplätzen 30 Telearbeitsplätze sind und zehn von Wochenendpendlern besetzt werden, ist nichts gewonnen.

Ulrich Bracker, Weilheim

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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