Künstliche Intelligenz:Mensch, hab Vertrauen in dich!

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KI verändert unsere Lebensumstände, muss aber nicht unser Selbstbewusstsein mindern, schreiben SZ-Leser. Warum auch, emotional und kognitiv ist der Mensch Algorithmen und Maschinen überlegen.

SZ-Zeichnung: Michael Holtschulte (Foto: N/A)

Zu "Die einzige Gefahr ist der Mensch" vom 21. März, "Die überfällige Debatte" vom 14. März, "Gorillas und Menschen" vom 20. Februar und "Mein Chef, der Algorithmus" vom 4. Februar:

Kognitive Leistung zählt

Da wird nun seit einiger Zeit in allen Medien von KI berichtet und vom Segen oder Fluch für die Menschheit. Mir geht dieser Hype auf die Nerven, denn er wird sehr oft von unwissenden Leuten gebraucht und verunsichert teilweise die Menschen.

Was ist denn eigentlich Intelligenz? Intelligenz (von lateinisch intellegere "erkennen", "einsehen"; "verstehen"; wörtlich "wählen zwischen" von lateinisch inter "zwischen" und legere "lesen, wählen") ist in der Psychologie ein Sammelbegriff für die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen. Das sind Funktionen des Menschen, die mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern und Denken, also der menschlichen Erkenntnis- und Informationsverarbeitung zu tun haben. Wahrnehmung, Gedächtnisleistungen und Sprachbeherrschung als "kognitive Stützfunktionen" sind die Voraussetzungen von Denken und Intelligenzleistungen. Bitte keine Panik: Eigenständig denken und entscheiden kann ein Nichtlebewesen, also eine Maschine, ein Gerät oder Computer nie und nimmer. Vor allem ist nicht anzunehmen, dass eine künstliche Intelligenz Gefühle wie Liebe, Hass, Angst oder Freude besitzt. Es kann ein solchen Gefühlen entsprechendes Verhalten jedoch simulieren.

Man kann KI eher als eine nachgeahmte Intelligenz bezeichnen, wobei durch meist einfache von Menschen ersonnene Algorithmen ein "intelligentes Verhalten" simuliert werden soll. Ein Algorithmus ist eine eindeutige Handlungsvorschrift (ein Computerprogramm) zur Lösung eines Problems oder einer Klasse von Problemen. Algorithmen bestehen aus endlich vielen, wohldefinierten Einzelschritten.

Wer mal während des Studiums eine Programmiersprache wie zum Beispiel Algol, Basic, C oder Fortran gelernt hat, weiß, es geht meist um mathematische Grund- und Standardfunktionen und Steueranweisungen für bedingte Ausführung (if, then, else), Wiederholungen etc. Es wird mit Mitteln der Mathematik und der Informatik intelligentes Verhalten simuliert, die Schaffung von Bewusstsein oder intelligenten Verhaltensweisen von Lebewesen ist dabei nicht möglich. All das, was eine sogenannte KI-Maschine jemals machen kann, wurde ihr von Menschen einprogrammiert. Nicht jene sogenannte KI stellt also in der Zukunft eine Gefahr für die Menschen und das Universum dar, sondern ausschließlich der Mensch selbst. So war es schon immer!

Wilhelm Grimm, Nürnberg

Mustervergleich, mehr nicht

Die Veröffentlichung der Erkenntnisse von Steven Pinker hat mich sehr gefreut. Zumal ich in meiner 60-jährigen beruflichen Praxis in der Computer- und Telekommunikation nie mit künstlicher Intelligenz in Berührung gekommen bin, jedoch mit vielen Menschen, die für Prozessrechner aller Art, Großrechner und PCs Programme geschrieben haben. Was in den letzten Jahren unter den Bürgern und in der Politik als "künstliche Intelligenz" bezeichnet, gefürchtet oder angedroht wurde, sind computergesteuerte Maschinen! An dieser sprachlichen Fehlleistung, das "künstliche Intelligenz" zu nennen, ist natürlich auch die Filmindustrie mit ihren Science-Fiction-Filmen beteiligt. Was Computer tun, ist ein Mustervergleich. Klarer lässt sich das nicht ausdrücken, und deshalb halten wir uns besser an die menschliche Intelligenz.

Gerd Backhaus, München

Die Selbstbestimmung bleibt

Warum wird immer wie selbstverständlich angenommen, dass mit zunehmender Digitalisierung und immer höher entwickelter KI unsere Selbstbestimmung, unsere Entscheidungskraft über unser Tun und Denken verloren gehen? Wird es nicht immer Menschen geben, die Vorgesagtem folgen, ihr Großhirn an Kasernen- oder Firmentoren abgeben?! Was war anders, als vor 80 Jahren ein ganzes Volk einer kleinen Heilsclique nachlief? Jetzt also sind es Digitalisierung, Botification und ähnlich "schlimme" Vorstellungen, die unser eigenständiges Handeln bedrohen! Wo bleibt unser Vertrauen? Immerzu sehen wir etwas bedroht, mal ist es die Demokratie, mal das unabhängige Menschsein. Und dabei wird regelmäßig aus dem Blick verloren, dass der Ängstliche, der vor Digitalisierung und ähnlichen Monstern warnt und sich fürchtet, schon längst ein gesteuertes Opfer derer ist, die eben das im Auge haben, um uns besser kaufen zu können. Denn wer Angst hat, der kauft noch mehr Sicherheit, die bereitgestellt wird von denen, vor denen sie warnen.

Warum ist man nicht bereit anzuerkennen, dass wir in einer menschlichen Gesellschaft leben, die nicht fehlerfrei ist? Niemand käme auf die Idee, Autos zu verbieten, weil damit Menschen totgefahren werden. Aber viele warnen vor Designerbabys, weil die technischen Möglichkeiten immer besser werden. Mensch, Nachbar, dein Handy, der Provider und Google wissen mehr, als du dir träumst. Wirf es weg, verschrotte den PC, aber rede nicht von schrecklicher Bedrohung. Die kommt aus euren Köpfen, aber nicht von Digitalisierung, KI oder Wissenschaftlern mit neuen Ideen.

Hans-W. Saloga, München

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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