Haus der Kunst:Willkommen in der Provinz

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Jörg Heiser hat in einem Artikel die "Männerbünde" beklagt, die das Haus der Kunst aus seiner Sicht vereinnahmen. Leserinnen pflichten ihm bei. Eine hält das momentane Management für intransparent und anmaßend.

" Männerbünde" vom 3. Januar:

Intransparent und anmaßend

Jörg Heisers Weckruf zur Lage am Haus der Kunst kommt gerade noch rechtzeitig, um hoffentlich weiteren Schaden vom Haus abzuwenden. Mögen die kultur-politischen Entscheidungsträger diese Informationen, Analysen und wohltuend gründlichen Recherchen bitte dringend zur Kenntnis nehmen! Seit Monaten ist die deutsche und internationale Kunstwelt geradezu entsetzt darüber, in welch intransparenter Art und Weise sich die neu eingesetzten Betriebswirtschaftler am Haus der Kunst künstlerische Entscheidungen anmaßen und dabei lange geplante Ausstellungs-Projekte in Kooperation mit den international wichtigsten Häusern (Tate Modern, London; MoMa, New York) mit international renommierten Künstlerinnen wie Joan Jonas und Adrian Piper einfach abservieren, zu allem Überfluss zugunsten deutscher Malerfürsten. Willkommen in der Provinz ...

Es muss die spannende und wichtige Frage gestellt werden, welches kulturpolitische Kalkül für das Haus der Kunst und für die Kunst-Stadt München liegt diesen Entscheidungen zugrunde? Wir werden die Antwort erfahren, wenn hoffentlich sehr bald eine neue künstlerische Direktion berufen wird. Die kulturpolitischen Entscheidungsträger sind es dem immer noch hohen internationalen Ansehen dieses großartigen Ausstellungshauses und der wunderbaren Kunst-Szene dieser Stadt schuldig, hier sehr zeitnah die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Elisabeth-A. Lörcher, Buch am Ammersee

Irreparabler Schaden

Mit großem Interesse habe ich Jörg Heisers Artikel über das Haus der Kunst gelesen. Ich verfolge die Entwicklung des Hauses schon seit vielen Jahren - auch als treue Besucherin der wunderbaren, mit vielen Denkanstößen versehenen Ausstellungen. Gerade heute ist eine Institution, die KünstlerInnen jenseits des westlichen Kanons präsentiert, wichtiger als je zuvor. Und es gilt - wie Heiser so schön schreibt - genau dieses visionäre Erbe von Okwui Enwezor, der die Thematik so meisterlich verstand, zu schützen. Und gleichermaßen das seiner Vorgänger Chris Dercon und Christoph Vitali, die das Haus in den letzten zwei Jahrzehnten als eines der wenigen deutschen Ausstellungshäuser von internationalem Rang positionierten.

Umso weniger verständlich erscheint es mir - sowohl als Besucherin des Hauses als auch als Bürgerin des Freistaates Bayern, dass die kulturpolitischen Entscheidungen der vergangenen Monate nicht entschlossen darauf abzielten, die Nachfolge Enwezors zu besetzen. Und gleichzeitig eine klare Trennung zwischen künstlerischer und kaufmännischer Geschäftsführung zu gewährleisten, um genau solchen Entwicklungen, wie Heiser sie beschreibt, vorzubeugen. Die Absage der Kooperationen mit der Tate Modern und dem MoMa haben dem Haus sicherlich auf längere Zeit irreparablen Schaden zugefügt.

Daher hoffe ich sehr, dass der Artikel "Männerbünde" (endlich!) ein Weckruf ist für die Politik, alles daran zu setzen, um einen baldigen Neuanfang mit einer internationalen künstlerischen Leitung zu ermöglichen, die das Format hat, das Haus weiter als eines der interessantesten zeitgenössischen Spielorte - in Deutschland und weit darüber hinaus - zu gestalten.

Julia Friedl, München

Oje, der Wanderzirkus

Vielen Dank für den Artikel "Männerbünde". Genau so ist es. Von Vitali über Dercon bis zu Enwezor konnte man völlig uninformiert nach München fahren, um zeitgenössische Kunst zu sehen: Im Haus der Kunst gab es garantiert interessante, aktuelle, ungewöhnliche, innovative, politische, frische, freche Kunst zu entdecken. Das gab es in ganz Deutschland nicht, der nächste Ort hierfür war und ist jetzt wieder London. Wie kann man so eine Einrichtung vernichten! Das ist trostlos. Immendorf, Lüpertz, oje, der Wanderzirkus. Die sind seit den 80ern nicht mehr wichtig für die zeitgenössische Kunst, nur Show und Geld. Dafür werden wir unserer (auf jeden Fall der Provinzler) einzigen Möglichkeit, zuverlässig an der Jetzt-Kunst teilzuhaben, beraubt. Was für eine Schande.

Christine Gruber, Bamberg

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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