Gesellschaft:Die Ausgebeuteten

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Im Essay "Wenn sein starker Arm es will" sind nach Meinung von Lesern ein paar Dinge zu kurz gekommen: Zum Beispiel dass die Kapitaleigner ihre Interessen rücksichtslos vertreten - was zu starken Verwerfungen weltweit geführt hat.

"Wenn sein starker Arm es will", 1./2. April:

Massive Verwerfungen

Thomas Steinfeld streift in seinem Essay zwar kurz, wie die Arbeitskraft der Automatisierung anheim gefallen ist, also überflüssig gemacht worden ist durch "intelligente" Maschinen in Fabriken, Landwirtschaft und Dienstleistung, was global zu einer immensen Zunahme an Reichtum und Nahrung geführt hat. Was er nicht erwähnt, sind die massiven Verwerfungen in der Verteilung dieses Reichtums eines bei endlichen Ressourcen notwendigerweise begrenzten Wirtschaftswachstums.

In Deutschland besitzen zehn Prozent der Menschen insgesamt 50 Prozent des Vermögens, weltweit ist die Champagnerglas-Verteilung des Reichtums noch viel extremer. Menschliche Werktätige werden "freigesetzt", werden zu "Surplus Humans", den maschinengenerierten Mehrwert/Profit streichen die "Shareholder"-Nutznießer ein. Die nun überflüssigen Arbeiter oder Arbeitslosen werden nicht beteiligt, auch nicht durch eine bedingungslos verteilte Mehrwertsteuer auf jeden Wertschöpfungsschritt.

Bedingungsloses Grundeinkommen? Umweltkosten der übermäßigen Industrieproduktion auf einem beschränkten Planeten? Fehlanzeige! Die Leidtragenden von Umweltausbeutung und Klimakatastrophe? Kommen nicht vor. Dr. Karl-Klaus Madert, München

Von wegen Lumpenproletariat

Thomas Steinfeld unterstellt dem sogenannten White Trash unter anderem radikalen Egoismus und unbedingte Kampfbereitschaft gegenüber allen anderen Teilnehmern am Weltgeschehen. Sieht es bei den Antagonisten der Proletarier, den Kapitaleignern, da besser aus? Legen die bei ihren Investitionsentscheidungen einen radikalen Altruismus zugrunde? Beziehen sie bei Investitionsüberlegungen die Menschenrechtslage in potenziellen Anlage-Ländern mit ein? In aller Regel geht es ihnen doch nur um die Erzielung der höchstmöglichen Rendite. Die Bezeichnungen Arbeiter, Proletarier, Lumpenproletariat gehen im Essay fast ineinander über, was ich für nicht sachgerecht halte. Es ist eine Deskription der Lage, so wie der Autor sie sieht, und eine Art Diagnose. Leider zeigt er keine Therapieansätze auf, er macht keine Lösungsvorschläge. Laut Essay zählen in den USA etwa ein Viertel aller Arbeitnehmer zu den Surplus Humans. Kann man so viele Menschen einfach so ignorieren ? Werner Seeliger, Stuttgart

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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