Gasteig:Endlich geht's los

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Der Leser freut sich sehr auf die Sanierung des Kulturzentrums rechts der Isar - wenn er auch nichts gegen einen Neubau gehabt hätte.

" Ein Fall für die Paartherapie" vom 24. Oktober:

Alles, was Gerhard Matzig geschrieben hat, würde ich unterschreiben. Aber als Münchner Kulturkonsument, der sich sein Geld als Bauingenieur verdient hat, möchte ich noch einige Anmerkungen und Ergänzungen beifügen.

Als 1985 das Kulturzentrum am Gasteig eröffnet wurde, war ich mit meinem Entsetzen nicht alleine, viele Münchner teilten dieses. Die sehr radikale Abschottung zur Stadt, die geschlossene, burgartige Fassade, auch noch aus Klinker, was den Burgenvergleich noch förderte, wirkte ablehnend, ja, ein bisschen arrogant und elitär. Nach dem Motto: Da drin ist Kultur, alles andere bleibt draußen. Im Inneren brauchte ich Jahre, um mich immer wieder zurechtzufinden, nichts erschloss sich quasi von selbst. Und im Laufe der Jahre nahmen die Mühen, sich über die Treppen nach oben und dann wieder nach unten zu bewegen, zu. Man wurde ja nicht jünger. Umso größer meine Freude, als die Beschlüsse, endlich den Gasteig zu sanieren oder neu zu bauen, gefasst wurden. Alle drei Siegerentwürfe öffneten (endlich) die "Burg" mit unterschiedlichen Ansätzen, und ich kann mit dem "Henn-Entwurf" gut leben.

Aber manchmal stelle ich mir vor, welch tolle und funktionale Architektur hätte entstehen können, wenn man sich für einen Neubau entschieden hätte. Eines wäre auch bedenkenswert gewesen: Die Kostensicherheit bei einem Neubau wäre größer geworden. Denn eine gute Planung - mit ausreichender Zeit ausgeführt - und eine qualifizierte Ausschreibung sind die besten Garanten für Kostensicherheit. Das ist bei einem Umbau nie gegeben, bei allen Mühen, die sich die Planer geben werden. Überraschungen sind immer möglich, und nicht alles lässt sich in die Kostenprognosen einpreisen. Und Ärger mit den Rechten der Urheber-Architekten gäbe es auch nicht, also wäre auch keine "Paartherapie" nötig.

Aber Tempi passati, nun geht es los und das ist gut so, sehr gut sogar! Hoffentlich haben die "Alt-Architekten" und die im Wettbewerb unterlegenen Architekten jene Größe, die gesellschaftliche Vernunft und damit den Beschluss des Stadtrates anzuerkennen. Florian Fischer, München

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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