Flughafen BER:Nein, das ist keine Satire

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Er wird ja gerne verspottet, dieser Berliner Airport. Aber er hat auch seine Verteidiger in der SZ-Leserschaft. Und so bekommt auch der SZ-Kritiker selbst ein wenig Kritik ab.

Zu "Reißt ihn ab" vom 20. November:

Nicht bös gemeint

Mit grobem Werkzeug und der Gewissheit, dass seine Erlebnisse und Meinungen allgemeingültig sind, arbeitet sich Peter Richter am Berliner Flughafen ab - bis zu höchst grenzwertigen Formulierungen. Beispiel: Er vermag in Fahnen mit Daimler-Werbung auf schwarzem Grund Hakenkreuze auf rotem Grund zu erkennen. Respekt! Dabei geht es ihm gar nicht um die Daimler-Fahnen, sondern um die umgebende Architektur von Gebäuden auf dem Flughafenvorplatz, in der er 30er-Jahre-Klassizismus zu erkennen glaubt - wegen einer massiven Präsenz dünner Pfeiler.

Ein erschrockener Blick auf ein paar BER-Fotos zeigt allerdings, dass dort von Monumentalität wenig zu sehen ist. Allenfalls fehlte ein wenig Mut zur Originalität. Den sucht man allerdings auch auf anderen Flughäfen. Warum also die NS- Keule? Der Gipfel ist allerdings, dass er seine Fahnen-Nazi-Architektur-Assoziation mit dem Hinweis ergänzt, das sei nicht böse gemeint - also wohl eher locker dahingeworfen. Und dass er seinen Artikel als eine Art Teilsatire deklariert, macht es auch nicht besser. Liebe Süddeutsche Zeitung, bitte ersparen Sie sich selbst und ihren Lesern künftig "nicht böse gemeinte" Nazi-Vergleiche.

Übrigens gibt es Tage, an denen man wunderbar einfach und pünktlich vom BER abfliegen kann. Ich habe es selbst erlebt.

Harald Kötter, Berlin

Lachen und Staunen

Ein dreifaches Bravo für den Artikel zum Flughafen BER. Die Bezeichnung Artikel klingt eigentlich zu neutral, eine Glosse ist es aber leider nicht. Ich fühlte mich in einem Wechselbad der Gefühle gefangen. Lachanfälle folgten ungläubigem Staunen. Auch wenn es letztlich eine Draufschau ist, die ein Verantwortlicher des BER nicht teilen würde. Auch wenn nur ein Bruchteil von dem, was der Autor Peter Richter schilderte, den Tatsachen entsprechen würde, wäre es traurig genug.

Da waren Experten, Verantwortliche in Politik und Wirtschaft Jahre oder gar Jahrzehnte mit der Planung und Durchführung befasst - und das Ergebnis spottet jeder Beschreibung. Das Traurigste aber ist, dass vermutlich keiner der Entscheidungsträger persönlich unter dem Desaster zu leiden hat, finanziell schon gar nicht. Wir, wir alle, werden die Suppe auszulöffeln haben.

Heinz Dankers, Runkel-Arfurt

© SZ vom 04.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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