Dobrindt:Mächtig angreifbar

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Wie lässt sich Alexander Dobrindt am besten beschreiben? Gar nicht so einfach, finden die Leser.

Alexander Dobrindt ist seit September 2017 Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag. (Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

" Der dritte Mann" vom 10. August:

Ein grauer Wolf

Eigentlich könnte er einen guten Politiker abgeben, dieser Alexander Dobrindt. Bodenständig, kommunalpolitisch erprobt, soziologisch akademisch studiert, mittelständisch unternehmerisch erfahren, strategisch geschult und mit dem nötigen Machtbewusstsein auch auf einsamer Fährte ausgestattet.

Mit gerade einmal 48 Jahren hätte er durchaus noch Steigerungspotenzial. Doch er ist ein typischer Zwilling seiner selbst. Ein Rätsel wohl auch in der Selbstreflektion. Wahrscheinlich der sogar in eigenen Reihen unbeliebteste aller bisherigen CSU-Landesgruppenvorsitzenden. Ein grauer Wolf bereits während seiner vier Jahre als Generalsekretär, wie später als Bundesverkehrsminister- und Digitalminister, wo er wenig bewirkte mit Ausnahme von Autolobby und ebenso bevorzugt millionenschwerer Straßenbauförderung für seinen eigenen Wahlkreis.

Jochen Freihold, Berlin

Zweifelhaftes Verdienst

Es mag sein, dass der CSU-Landesgruppenchef die Mechanismen persönlicher Machtpolitik, so wie sie bei uns eben funktionieren, wirksam bedient. Als Bundesverkehrsminister hatte Dobrindt zuletzt vier Jahre Gelegenheit, sich als erfolgreich zu profilieren. Was ist davon übrig geblieben außer dem äußerst zweifelhaften Verdienst, die von der CSU protegierte sogenannte Ausländermaut durchzusetzen?

Rügen des Bundesrechnungshofs für den Umgang seines Ministeriums mit Steuergeldern, eine Rüge des Bundestagspräsidenten für unbeantwortete parlamentarische Anfragen seines Hauses, von dessen unsäglicher Rolle im Vorfeld des Dieselskandals ganz zu schweigen. Eigentlich würde ich von einem solchen Minister Anstöße für die Weiterentwicklung der Qualität des öffentlichen Verkehrswesens erwarten, stattdessen nehme ich als nichtbayrischer Wahlberechtigter wahr, dass allein fast eine halbe Milliarde Euro an Bundesmitteln dem Wahlkreis dieses Ministers zugeteilt wurden. Dass die Bilanz für die digitale Zuständigkeit dieses Hauses dazu kontrastierte, wäre mir neu. Offensichtlich beschädigt es auch nicht den Wert eines bayrischen Abiturs, wenn Herr Dobrindt die Aufklärung als Verdienst der Kirche verortet.

Gernot Zeitlinger, Mainz

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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