Detail der Woche:Unlöschbare Tinte

Einmal Farbfinger, bitte! Ein Wahlhelfer markiert den Zeigefinger einer Frau mit unlöschbarer Tinte. Sie hat ihre Stimme im Bundesstaat Tamil Nadu abgegeben. (Foto: Altaf Qadri/dpa)

Oft sind es die ganz kleinen Dinge, die Großes erzählen. Jede Woche aufs Neue. Diesmal: aus Indien.

Von David Pfeifer

Viele indische Finger sehen gerade aus, als ob sie versehentlich unter einen Hammer oder in eine Autotür geraten sind. Aber was manchmal wie ein fieser Bluterguss aussieht, ist nur Farbe. Wer in Indien gerade wählen geht, bekommt nämlich schwarz-lila Tinte auf einen Finger der linken Hand gepinselt. So wird verhindert, dass Menschen ohne Pass ihre Stimme doppelt abgeben können.

Die Farbe lässt sich nur schwer abwaschen und ist als unlöschbare Tinte bekannt. Tatsächlich muss sie eine Weile halten. Indien ist das bevölkerungsreichste Land der Welt. Mehr als eine Milliarde Menschen leben dort, von der Thar-Wüste bis ins Himalaja-Gebirge. Die Wahlen dort dauern insgesamt sechs Wochen. Es braucht Zeit, um die Wahlkabinen durchs Land zu transportieren. Das Wahlgesetz schreibt nämlich vor, dass alle Wahlberechtigten ihre Stimme in der Nähe ihrer Heimat abgeben können müssen. Maximal zwei Kilometer von dort entfernt darf die Wahlkabine sein.

So war es bei den ersten allgemeinen Wahlen, die nach der Unabhängigkeit von Großbritannien 1951 mehrere Monate dauerten. Und so ist es auch noch heute: Nach der Ausweiskontrolle geben Inderinnen und Inder ihren Fingerabdruck ab, bevor sie in einer Kabine mit einem Tastendruck auf der elektronischen Wahlmaschine abstimmen. Die Tintenfirma sagt, dass sie für diese Wahl mehr als 2,6 Millionen kleine Fläschchen hergestellt hat. Die verkauft sie übrigens auch in viele andere Länder, in denen Teile der Bevölkerung keinen Pass haben und die das System aus Indien übernommen haben.

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