Bahn:Lokführerlos

Ein Leser berichtet über eine sagenhafte Zeit - als die Bahn noch nicht privatisiert war. Damals soll es noch Ersatzloks gegeben haben.

"22 Stunden im Zug" vom 5./6. Januar:

Ach ja, die Pannen der Deutschen Bahn. Gern erinnere ich mich an die Jahre vor 1994, als die Deutsche Bahn AG noch Deutsche Bundesbahn hieß. Da gab es keinen Personalabbau, um den Profit künftiger Aktionäre zu sichern. Da wäre bei einer vereisten Oberleitung eine Diesellokomotive aus dem Lokschuppen geholt worden und die hätte die Waggons von Norddeich nach Köln gezogen. Da gab es keine Verspätungen wegen zugefrorener Weichen. Es gab genügend Personal zur Wartung der Weichen. Da wurden die Sitzplatzreservierungen immer angezeigt. Da gab es im Sommer keine durch fehlende Wartung ausgefallene Klimaanlagen. Da gab es keine Züge, die ohne den fahrplanmäßigen Halt durch Großstadtbahnhöfe fuhren. Da gab es nicht, wie im August 2013 in Mainz geschehen, ein wegen Personalmangels stillgelegter Hauptbahnhof. Trauriger Höhepunkt dieser Pannen war im Jahr 1998 das durch einen Wartungsfehler entstandene Zugunglück in Eschede mit 101 Toten.

Für mich war eine der vielen ärgerlichen Bahnpannen am 16. Juli 2015. Ich fuhr mit dem ICE 788 von München nach Hannover. Um 15.36 Uhr hätte der ICE nach einem fahrplanmäßigen Stopp in Kassel-Wilhelmshöhe weiterfahren müssen und um 16.52 Uhr fuhr der ICE endlich weiter. Die Entschuldigung in der Lautsprecherdurchsage lautete: "Wegen Personalmangels können wir nicht weiterfahren. Es ist kein Lokführer da."

Heinz Kornemann, Wolfsburg

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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