Atomwaffen:300 Millionen Dollar - und das täglich

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In einer Außenansicht wurde jüngst der Weiterbestand von Atomwaffen gerechtfertigt. Eine Leserin fühlt ihr Engagement dadurch verhöhnt und listet auf, was man mit dem Geld für den Erhalt der Waffen tun könnte.

"Wolkenstürmer" vom 15. November:

"Wolkenstürmer", die sich "gegenseitig in der Idealisierung einer schönen neuen Welt ohne Atomwaffen" überbieten würden, so spottet der Politikwissenschaftler Christian Hacke über Anti-Atom-Organisationen und meint damit vor allem die "Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung Ican", die am 10. Dezember den Friedensnobelpreis bekommt.

Hacke redet dem Gleichgewicht des Schreckens das Wort und damit der Doktrin des Kalten Krieges, die er nahtlos auf das 21. Jahrhundert überträgt. Und das verschweigt er:

Während Menschen auf der ganzen Welt hungern, geben die Nuklearwaffenstaaten täglich fast 300 Millionen US-Dollar für die Herstellung, Instandhaltung und Modernisierung ihrer Atomstreitkräfte aus. Das sind zwölf Millionen Dollar pro Stunde - Geld, das für die Eindämmung des Klimawandels, für Bildung und für den Kampf gegen Hunger und Armut fehlt. Zum Vergleich: Das UN-Büro für Abrüstungsfragen Unoda verfügt jährlich über ein Budget von zehn Millionen Dollar.

Die Abschreckung, die im Kalten Krieg funktioniert hat, wird dann in Frage gestellt und zu großer Bedrohung des Weltfriedens, wenn, wie durch US-Präsident Donald Trump geschehen, aber auch durch die Nato, offen mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht und damit eine Rüstungsspirale in Gang gesetzt wird.

Im Juli haben 122 Nationen bei den Vereinten Nationen einen Vertrag zur Abschaffung der Atomwaffen unterzeichnet. Diese Absicht wird aktuell von 93 Prozent der deutschen Bevölkerung unterstützt, eine Haltung die bisher von der Bundesregierung negiert wird, weil der Beitritt bedeuten würde, dass die etwa zwanzig US-Kernwaffen, die unter amerikanischem Verschluss in Büchel in der Eiffel lagern, abgezogen werden müssten.

Wer, wie Christian Hacke, in voller Kenntnis der katastrophalen Folgen des Einsatzes von Atomwaffen behauptet, dass "Nuklearwaffen für die Stabilität und das Gleichgewicht der Weltpolitik auch im 21. Jahrhundert unverzichtbar" seien, wer wie Hacke Spott und Hohn über zivilgesellschaftliche Initiativen wie "Ican" und "Ärzte gegen den Atomkrieg IPPNW" ausgießt, handelt unverantwortlich und gefährlich.

Lioba Meyer, Osnabrück für die Intitaive "Osnabrücker Signal"

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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