Xing, Facebook und Co.:Brieföffner und Korkenzieher

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Nicht nur Visitenkarte und Adressbuch: Viele Funktionen von Business-Netzwerken werden kaum benutzt. Wer sie kennt, kommt im Job schneller vorwärts.

Jeder kennt jeden über sieben Ecken. "Small-World-Phänomen" nennt man das, Online-Netzwerke liefern dafür den Beweis. Auch im Beruf lässt sich von Kontakten profitieren, die man etwa über Xing oder LinkedIn knüpft. Vorausgesetzt, man nutzt die Netzwerke richtig.Funktionen kennen. "Xing ist wie ein Schweizer Offiziersmesser", sagt Joachim Rumohr, Autor und Xing-Trainer aus Hamburg. "Viele haben eins, nutzen es aber nur als Brieföffner und Korkenzieher. Manche lassen es die meiste Zeit in der Schublade liegen und kennen seine Funktionen gar nicht." Genau wie bei den Netzwerken: Für viele seien sie nur Adressdatenbanken und dienten zur Pflege alter Kontakte.

Wer soziale Netzwerke richtig benutzt, kann jede Menge Nutzen aus ihnen ziehen. Er muss nur wissen wie. (Foto: Foto: dpa)

Gruppen nutzen

Unterschätzt würden zum Beispiel die zahlreichen Gruppen, in denen Mitglieder sich austauschen können. "Auch wer zu speziellen Themen eine Frage stellt, bekommt dort oft in wenigen Minuten eine Antwort", sagt Rumohr. Es sei problemlos möglich, nur eine Zeitlang Mitglied einer Gruppe zu sein.

"Das eigene Profil ist wie ein Schaufenster", sagt Trainer Joachim Rumohr, damit locke man Interessenten an. "Aber die Schaufenstergestaltung ist oft schlecht. Entweder ist zu wenig zu sehen, oder alles ist durcheinander." Ganz falsch sei, das Schaufenster "von unten bis oben vollzuknallen". Details gehörten besser auf die "Über-mich-Seite".

Entscheidend ist das richtige Bild. "Ein Bild kommuniziert mit dem Betrachter", sagt Rumohr. "Ich kann damit viel mitteilen über mich." Grundsätzlich sei ein Porträt am besten. Sich neben dem Eiffelturm ablichten zu lassen, bringe nichts: "Auf solchen Fotos bin ich dann überhaupt nicht mehr zu erkennen."

Ebenfalls wichtig ist eine exakte Selbstbeschreibung. Wenig empfehlenswert sei es, unter "Ich suche" und "Ich biete" das Gleiche zu schreiben. Pauschale Angaben wie "Ich suche Auftraggeber" seien ebenfalls wenig hilfreich. Am besten überlege man, welche Angaben über Suchmaschinen gefunden werden können, sagt Caroline Krüll, Kommunikationstrainerin aus Berlin. "Und man sollte hin und wieder überprüfen, ob die Angaben noch aktuell sind." Eine gute Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu wecken, sei das Feld "Interessen." Viele seien bei Angaben über sich selbst zu vage. Statt "Tanzen" sei "Tanzen, Tango und Flamenco" aussagekräftiger.

Ein Business-Netzwerk lässt sich am besten mit Leuten aufbauen, die man schon kennt. "Ehemalige Kollegen, Schulfreunde", empfiehlt Rumohr. "Ich kann auch mein Email-Verzeichnis abgleichen." Etwas Zeit in die Suche sollte schon investiert werden. Das Ziel ist allerdings nicht, so viele Kontakte wie möglich zu sammeln. "Zu viele können die Netzwerkidee verwässern", warnt er.

Überaktivität sei ein typischer Fehler, warnt Caroline Krüll: Beispielsweise sollten Kontakte nicht zu häufig angeschrieben werden. Auch Kontaktaufnahmen mit Sprüchen wie "Let's netz" seien unpassend. Andererseits sei es nicht gut, auf Mitteilungen gar nicht zu antworten. Wer weiß, dass er unterwegs ist und das Netzwerk für eine längere Zeit nicht nutzen kann, sollte das gegenüber seinen Kontakten angeben.

Kontakte, die sich auf das Internet beschränken, sind aus Sicht von Rumohr nicht das Ideale: "Wenn Sie jemanden nur virtuell kennenlernen, entsteht kein Vertrauen", sagt der Xing-Trainer. "Das Denken der Menschen ist noch nicht digitalisiert", ergänzt Wolfgang Hünnekens, Dozent an der Universität St. Gallen und Gründer des Institutes of Electronic Business in Berlin. "Man braucht noch das persönliche Gespräch oder wenigstens den Kontakt am Telefon." Reale Treffen mit Kontaktpartnern aus Online-Netzwerken seien der richtige Weg. Genau das organisiert Rumohr bereits seit fünf Jahren. Das Interesse daran, das "virtuellen Netzwerk" zu einem realen zu machen, scheint groß zu sein: "Zu den Events kommen zwischen 150 und 900 Leute."

Literatur: Christian Schmidt-Egger/Caroline Krüll: Networking mit Xing, Facebook & Co., Beck-Verlag, 6,80 Euro

Andreas Lutz/Joachim Rumohr: Xing optimal nutzen, Linde-Verlag, 15,90 Euro

© SZ vom 12.12.2009/dpa/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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