"Kassierer m/w auf geringfügiger Basis oder Teilzeit gesucht im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung für namhaften Kunden aus dem Einzelhandel gesucht." Solche Stellenanzeigen in Job-Portalen im Internet zeigen: Auch in der Leih- beziehungsweise Zeitarbeitsbranche (im Fachjargon "Arbeitnehmerüberlassung") gibt es bestimmte Arbeitsplätze nur noch für 400-Euro-Jobber oder Teilzeitkräfte.
Die Bundestagsabgeordnete der Linken, Sabine Zimmermann, wollte es deshalb genau wissen und fragte bei der Bundesregierung nach, wie sich die geringfügig entlohnte Beschäftigung (Mini- beziehungsweise 400-Euro-Jobs) und Teilzeitjobs bei den Zeitarbeitsunternehmen entwickelt hat.
Demnach haben beide Beschäftigungsformen auch bei den Unternehmen zugenommen, die ihre Arbeitskräfte an andere Betriebe verleihen. Doch was steckt hinter diesem Phänomen? Vollzieht sich hier, wie die Linken-Politikerin meint, "innerhalb der prekären Beschäftigungsform Leiharbeit noch eine weitere Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse"?
Die Verbände der Zeitarbeitsunternehmen sind ganz anderer Meinung: Sie verweisen zum Beispiel darauf, dass verstärkt Studenten bei den Verleihfirmen als Mini- oder Teilzeitjobber anheuern.
Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die das Arbeitsministerium in seiner Antwort vorlegte, sind eindeutig: Mitte 2006 gab es knapp 50.000 Mini-Jobber, die bei einer Verleihfirma angestellt waren. Ende 2010 waren es bereits etwa 82.000. Ihr Anteil an der im gleichen Zeitraum deutlich gestiegenen Anzahl aller Leiharbeiter hat sich damit von 8,4 auf 9,9 Prozent erhöht.
"Vollzeitvertrag - jederzeit möglich"
Auch bei den Teilzeitjobbern gibt es ein kräftiges Plus: 2006 wurden in der Branche gut 25.000 gezählt, vier Jahre später schon mehr als 66.000. Ihr Anteil wuchs von 4,9 auf 8,9 Prozent. Sowohl bei den Mini- als auch bei den Teilzeitjobs war der Anstieg in der Leiharbeitsbranche damit wesentlich stärker als auf dem gesamten Arbeitsmarkt.
Für Zimmermann, die bei den Linken als arbeitsmarktpolitische Sprecherin fungiert, ist damit die Sache klar. Die Abgeordnete sagt: "Leiharbeit wird zunehmend doppelt prekär." Sie entferne sich damit "immer weiter vom existenzsichernden Einkommen". Zimmermann fordert deshalb von der Bundesregierung unter anderem, "die Zerlegung von Vollzeitjobs in Teilzeit- und Minijobs" per Gesetz zu stoppen.
Die Zeitarbeitsunternehmen sehen dagegen überhaupt kein Problem. Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) erinnert daran, dass in der Branche derzeit 30.000 sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen offen sind. Jeder Minijobber oder jede Teilzeitkraft könnte deshalb, wenn er oder sie wollte, "sofort einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitvertrag in der Zeitarbeit erhalten".
Der BAP warnt auch davor, das Phänomen überzubewerten. Die allermeisten Mitarbeiter in der Branche hätten einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob. Die 400-Euro- und Teilzeitstellen spielten nur "eine Nebenrolle". Außerdem ist der Arbeitgeberverband überzeugt, "dass die Zeitarbeit von Studenten, die dann einen Teilzeit- oder Minijobvertrag haben, zugenommen haben dürfte": Solche Stellen würden dem Lebensrhythmus der Studenten sehr entgegenkommen, heißt es beim BAP.
Genauso sieht es Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbands deutscher Zeitarbeitsunternehmen: Auf dem gesamten Arbeitsmarkt sei der Anteil der Teilzeit- und Minijobber viel höher als in der Zeitarbeitsbranche, gibt er zu bedenken.
"Eine Parallele zwischen Teilzeit- und Zeitarbeitern ist, dass in beiden Gruppen der Anteil gering qualifizierter Arbeitnehmer hoch ist", sagt er. Teilzeitkräfte ließen sich über Zeitarbeit leicht wieder in den Arbeitsmarkt integrieren, "da hier besonders viele Hilfskräfte eingestellt werden".
Auch Stolz ist sich sicher, dass "immer mehr Studenten den Weg in den Arbeitsmarkt über Zeitarbeitsfirmen finden". 1,7 der 2,1 Millionen Studenten hätten Nebenjobs, um ihr Studium zu finanzieren. "Durch die hohe Flexibilität bietet Zeitarbeit auch für diese Gruppe ein sinnvolles Beschäftigungsverhältnis."