Tarife:Verdi: Beschäftigten im Handel droht Altersarmut

Prall gefüllte Einkaufsstraße in Düsseldorf. Verdi warnt vor drohender Altersarmut bei Beschäftigten im Handel. (Foto: Martin Gerten/Archiv)

Düsseldorf (dpa) - Die Gewerkschaft Verdi warnt vor drohender Altersarmut bei vielen Beschäftigten im Handel. In kaum einer anderen Branche sei das Armutsrisiko am Ende des Berufslebens so groß, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

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Düsseldorf (dpa) - Die Gewerkschaft Verdi warnt vor drohender Altersarmut bei vielen Beschäftigten im Handel. In kaum einer anderen Branche sei das Armutsrisiko am Ende des Berufslebens so groß, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Besonders betroffen seien Frauen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) wies diese Darstellung zurück. Der Handel ist einer der größten Branchen der deutschen Wirtschaft und beschäftigt rund 5,1 Millionen Mitarbeiter.

Mitverantwortlich für die Entwicklung sei die Tarifflucht von immer mehr Handelsunternehmen, sagte die Gewerkschafterin. Allein zwischen 2010 und 2014 sank der Anteil der Beschäftigten im Einzelhandel, die nach einem Tarifvertrag bezahlt werden, laut Verdi von 41 auf 30 Prozent. Im Groß- und Außenhandel profitiert sogar nur noch jeder Fünfte von einem Tarifvertrag.

Diese Erosion der Tarifbindung führe zu Niedriglöhnen in großen Teilen des Handels, sagte Nutzenberger. Außerdem seien geringfügige Beschäftigungsverhältnisse weit verbreitet. Verdi fordert deshalb eine Rückkehr zu allgemeinverbindlichen Tarifverträgen, die Entgelt und Arbeitsbedingungen für die gesamte Branche festschreiben.

Derartige Vereinbarungen hatte es bis zum Ende der 1990er Jahre gegeben. Allgemeinverbindlichkeit müssten Gewerkschaft und Arbeitgeber allerdings gemeinsam beim Bundesarbeitsministerium beantragen.

Der HDE wies die Vorwürfe allerdings zurück und forderte die Gewerkschaft auf, „den Einzelhandel nicht unbegründet schlechtzureden“. Die Löhne im Einzelhandel lägen mit durchschnittlich 15,70 Euro pro Stunde um 56 Prozent über dem gesetzlichen Mindestlohn. Von einer Niedriglohnbranche sei der Einzelhandel damit weit entfernt.

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