Studie zum Spracherwerb:English first

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Fast jeder zweite Berufstätige in Deutschland braucht eine Fremdsprache im Job. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Englisch. Doch viele Arbeitnehmer fühlen sich unsicher dabei. Und jeder dritte Bundesbürger kann sich nur auf Deutsch verständigen.

Von Jutta Pilgram

Eine Dienstreise zu Kunden ins Ausland, eine Konferenz mit internationalen Gästen, ein Briefwechsel auf Englisch: 44 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sind im Berufsleben auf eine Fremdsprache angewiesen. In den meisten Fällen ist das Englisch. Nach einer Studie der Internet-Stellenbörse Indeed nutzen 97 Prozent der Befragten, die im Job eine Fremdsprache benötigen, das Englische. Mit großem Abstand folgen Französisch, Russisch und Spanisch. Chinesisch ist auf den siebten Platz der Rangliste aufgestiegen.

"Es gibt kaum noch ein Unternehmen, das nicht Zweigstellen, Partner oder Dienstleister im Ausland hätte", sagt Indeed-Geschäftsführer Frank Hensgens. "Für viele Menschen ist der kulturelle Austausch ein besonderer Anreiz, wenn sie etwa auf Jobsuche sind." Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass Unternehmen, in denen viele internationale Kollegen zusammenarbeiten, für sie besonders attraktiv seien. Bei jungen Menschen war der Anteil sogar noch höher.

Generell werden Fremdsprachen im Job fast doppelt so oft in schriftlicher Form genutzt wie in mündlicher, etwa bei Meetings oder am Telefon. Sattelfest fühlen sich die parlierenden Arbeitnehmer in dem fremden Idiom allerdings nicht immer. Nur etwa die Hälfte gab an, dass sie sich im Englischen sicher fühlt. Bei den Menschen, die im Beruf Französisch sprechen, war die Befangenheit noch größer: Fast drei Viertel fühlten sich unsicher. Ungefähr genauso groß war die Verlegenheit bei den Chinesischsprechenden. Bei den Türkischsprechenden fühlten sich sogar 84 Prozent unsicher.

Eine Allensbach-Umfrage zeigt, dass eine zunehmend internationale Arbeitswelt viele Menschen von vorneherein ausschließt. Auf die Frage, in welchen Fremdsprachen sie sich zumindest einigermaßen verständigen können, antworteten 30 Prozent der Befragten: in keiner. Und nur 63 Prozent schätzten ihr Englisch so gut ein, dass es für eine halbwegs akzeptable Kommunikation ausreichend ist.

Vergleicht man die beiden Erhebungen, wird klar: Manche Sprachen werden mehr gelernt als beruflich genutzt, etwa Französisch oder Italienisch. Chinesisch hingegen wird häufiger benötigt als beherrscht. Und Sprachen wie Holländisch oder Dänisch, die in deutschen Grenzregionen geläufig sind, sprechen viele Menschen, auch wenn sie im Job kaum gefragt sind.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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