Studenten, die im Hörsaal auf den Treppen kauern oder sich in der Bibliothek um Standardwerke fast prügeln müssen - diese Folge überfüllter Studiengänge gibt es in Massenfächern vereinzelt schon jetzt. Im kommenden Wintersemester dürfte das vielerorts die Regel werden. Voraussichtlich wird es so viele Erstsemester geben wie nie, weil drei Faktoren zusammenkommen: das Ende der Wehrpflicht, die doppelten Abiturjahrgänge und der allgemeine Trend zur akademischen Bildung.
Das seit Jahren anhaltende Wehklagen der Hochschulen über mangelhafte Grundfinanzierung ist also begründeter denn je - schließlich geht es nicht nur darum, irgendwie Menschen mit Studienplätzen zu versorgen, sondern auch darum, die Qualität der Lehre aufrechtzuerhalten.
Nun ist es nicht so, dass die Politik untätig gewesen wäre - mit dem Hochschulpakt von Bund und Ländern wurde 2007 der langfristige Aufbau zusätzlicher Studienplätze forciert. Die Schätzungen damals waren aber zu konservativ. Junge Leute dürfen sich heute zwar kein Wünsch-dir-was-Studium erwarten, also stets das Lieblingsfach am Lieblingsort zum Lieblingszeitpunkt; jedoch dürfen ihnen die Hochschulen nicht aus Platzmangel die Einschreibung verwehren, und das Studieren muss auch effektiv möglich sein.
Mit dem Hochschulpakt hat der Bund, obwohl Bildung ja Ländersache ist, schon Verantwortung übernommen. Letztlich müsste aber das Kooperationsverbot fallen, das dem Bund die direkte Finanzierung von Hochschulen untersagt. Mit ihren begrenzten Haushalten sind die Länder zunehmend überfordert, den Bedürfnissen der Hochschulen gerecht zu werden.