Praktikanten mit Abschluss:Welche Rechte die "Generation Praktikum" hat

Lesezeit: 4 min

Hochschulabschluss

Nach dem Uni-Abschluss erst mal ein Praktikum - Realität für viele Hochschulabsolventen.

(Foto: Imago Stock&People)

Der Vorschlag klingt erst mal toll: Praktikanten mit Abschluss sollen auch den geplanten gesetzlichen Mindestlohn bekommen. Doch wie viele Absolventen betrifft das? Und helfen 8,50 Euro in der Stunde der "Generation Praktikum" tatsächlich?

Von Caro Lobig und Johanna Bruckner

Davon können viele Praktikanten derzeit nur träumen: 8,50 Euro, den veranschlagten Mindestlohn für Arbeitnehmer, wollen Union und SPD auch für Praktikanten einführen. Zumindest für all jene, die bereits eine Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium haben. Doch wie viele junge Menschen machen ein Praktikum nach dem anderen, oft unbezahlt, immer in der Hoffnung, dass sie übernommen werden? Und wie ist die Rechtslage bei freiwilligen Praktika? Süddeutsche.de beantwortet die wichtigsten Fragen zur "Generation Praktikum".

  • Wie viele Praktikanten gibt es in Deutschland?

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gibt an, dass im Durchschnitt jedes Jahr etwa 600.000 Praktika absolviert werden. Dazu gehören Schulpraktika, Pflichtpraktika während des Studiums sowie freiwillige Praktika, zum Beispiel nach Beendigung des Studiums.

  • Wie viele Absolventen machen nach Ausbildung oder Studium ein Praktikum?

Die Deutsche Gewerkschaftsbund-Jugend (DGB-Jugend) hat in Kooperation mit der Freien Universität Berlin und der Hans-Böckler-Stiftung 2011 die Studie "Generation Praktikum" herausgegeben. Dafür wurden 674 Uni-Absolventen interviewt. Obwohl die Befragten zum Zeitpunkt ihres Studienabschlusses durchschnittlich schon vier Praktika absolviert hatten, gaben 38 Prozent der Absolventen an, nach dem Studium weitere Praktika, Hospitationen oder Volontariate anzutreten.

  • Was sind die Hauptgründe der Absolventen für Praktika?

Der Berufseinstieg wird immer unsicherer und prekärer. Es würden zwar in bestimmten Branchen Fachkräfte gesucht, aber die generelle Arbeitsmarktsituation sei schwierig, sagt Florian Haggenmiller, DGB-Bundesjugendsekretär. Viele Absolventen versuchten daher, "erst mal einen Fuß in die Tür zu kriegen". Der Studie zufolge dauern freiwillige Praktika durchschnittlich 4,8 Monate.

Haggenmiller fordert eine Begrenzung von freiwilligen Praktika auf drei Monate, da sich die Praktikanten nach dieser Zeit auskennen würden und der Betrieb sich nicht mehr um sie kümmern müsse. Er kritisiert: Die meisten würden danach oft wie andere Beschäftigte mitarbeiten, ohne entsprechend entlohnt zu werden.

Tatsächlich ist auch der von Seiten der Praktikanten erhoffte Klebeeffekt gering: Nur etwa jedem Fünften wird nach dem Praktikum vom jeweiligen Betrieb eine befristete oder unbefristete Stelle angeboten. 17 Prozent nehmen dieses Angebot an.

  • Welchen Lohn erhalten Praktikanten?

551 Euro im Monat - so viel verdienen postgraduelle Praktikanten nach Gewerkschaftsangaben durchschnittlich. Allerdings ist die Streuung groß: Am besten entlohnt im Praktikum werden Absolventen der Rechts- und Verwaltungswissenschaften (durchschnittlicher Stundenlohn: 6,20 Euro), am schlechtesten Absolventen mit Studienrichtung Geistes- und Kulturwissenschaften (durchschnittlicher Stundenlohn: 2,95 Euro).

Und die Studie "Generation Praktikum 2011" ergab, dass 40 Prozent der Praktika nach Studienabschluss unbezahlt sind. Sechs Prozent der Befragten verdienten während ihrer Praktika weniger als 200 Euro im Monat, 23 Prozent bis 400 Euro, 13 Prozent bis 800 Euro und drei Prozent mehr als 1000 Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema