Landwirtschaft:Für Stunden oder für immer

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Anneke Wilken. (Foto: Privat)

Niedrigschwellige Betreuung, Tagespflege oder dauerhafte Wohngemeinschaft: Bauernhöfe bieten unterschiedliche Modelle für Demenzkranke.

Von Tomma Schröder

Die Sozialpädagogin Anneke Wilken leitet das Projekt "Der Bauernhof als Ort für Menschen mit Demenz" des Kompetenzzentrums Demenz in Schleswig-Holstein.

SZ: Wie werden Menschen mit Demenz auf Bauernhöfen betreut?

Anneke Wilken: Es gibt drei Möglichkeiten. Im ersten Fall geht es um stundenweise Angebote. Da können die Besucher zum Beispiel filzen, backen oder basteln. Das sind sogenannte niedrigschwellige Betreuungsangebote, zu denen man einfach kommen kann, ohne Antrag oder andere bürokratische Hürden. Die zweite Möglichkeit ist der Aufbau einer Tagespflege. Das heißt, Demenzkranke können hier täglich oder auch an einzelnen Wochentagen betreut werden. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann auch eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz aufbauen, dies ist die dritte Variante.

Wie hoch sind die Zuverdienstmöglichkeiten für Landwirte?

Das hängt davon ab, was geleistet wird. Wer niedrigschwellige Angebote macht, kann selber entscheiden, was er pro Stunde nimmt. Ein Satz von ungefähr zwölf Euro pro Stunde und Besucher ist aber realistisch. Bei Menschen mit Einschränkungen in der Alltagsbewältigung bezahlt die Pflegekasse monatlich 125 Euro für solche Angebote.

Lohnt es sich für Landwirte, Angebote für Demenzkranke aufzubauen?

Noch ist die Nachfrage nicht so groß. Aber ich denke, dass sich das mit der Zeit entwickeln wird. Wir sind ja bundesweit Vorreiter in diesem Bereich. Die Arbeit an sich ist bereichernd. Man lernt einfach, dass Zeit nicht so wichtig ist, dass man wieder mehr den Moment genießt. Also Dinge, die andere Menschen heutzutage mühsam in Seminaren wieder erlernen müssen.

Welche Voraussetzung müssen anerkannte Demenzhöfe erfüllen?

Für die niedrigschwelligen Angebote gilt: Wer keine einschlägige Ausbildung hat, braucht eine Kontaktperson aus dem Bereich Kranken- oder Altenpflege, Sozialarbeit oder Heilpädagogik. Außerdem müssen der Landwirt oder die Landwirtin und die Ehrenamtlichen eine 30-stündige Schulung absolvieren, die aber komplett von der Pflegekasse gezahlt wird. Die Höfe sind immer auf das Engagement von geschulten Ehrenamtlichen angewiesen, die sie unterstützen. Davon gibt es aber glücklicherweise meistens genug.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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