Krise und Fehlzeiten:Kein Rekordtief beim Krankenstand

Lesezeit: 1 min

Krankenkassen geben Entwarnung: Trotz Angst vor Jobverlust ist der Krankenstand unter deutschen Arbeitnehmern offenbar doch nicht auf einem historischen Tief.

Trotz Wirtschaftskrise und Ängsten vor Jobverlust ist der Krankenstand weiter gestiegen. Entgegen anderer Berechnungen meldeten sich im ersten Halbjahr 2009 nach Daten der Betriebskrankenkassen (BKK) mehr Arbeitnehmer krank als in den ersten Monaten des vergangenen Jahres.

Krank und arbeitsunfähig: Trotz Wirtschaftskrise und Ängsten vor Jobverlust ist der Krankenstand weiter gestiegen. (Foto: Foto: ap)

Der Krankenstand sei von 4,09 auf 4,23 Prozent in den ersten fünf Monaten des Jahres 2009 gestiegen. Der Vergleichswert stammt aus den ersten fünf Monaten 2008. Von Januar bis Mai 2007 waren 3,97 Prozent der Arbeitnehmer krank, so die BKK. Die gesetzliche Krankenversicherung gab nach BKK-Angaben im vergangenen Jahr 340 Millionen Euro für die Gesundheitsförderung ihrer Versicherten aus.

Mehr psychische Erkrankungen

Das Bundesgesundheitsministerium hatte kürzlich berichtet, im ersten Halbjahr habe der Krankenstand im Schnitt bei 3,24 Prozent gelegen. Das Ministerium schränkte jedoch ein, dass sich die Zahlen nur auf einen einzelnen Stichtag bezögen. Die BKK berichteten, Monatsdurchschnitte zeigten ein anderes Bild. An der freiwilligen Statistik nehmen 55 BKK mit 2,74 Millionen beschäftigten Mitgliedern teil.

Laut Betriebskrankenkassen stieg der Anteil psychischer Erkrankungen an den krankheitsbedingten Ausfallzeiten bei den beschäftigten BKK-Pflichtmitgliedern um einen Punkt auf 10,3 Prozent 2008.

Dennoch hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin mit Blick auf den Krankenstand vor den Folgen von "Präsentismus" gewarnt. Wenn Beschäftigte krank zur Arbeit gingen, erweise sich das auf lange Sicht für Betriebe und Krankenversicherungen als sehr kostspielig, erklärte die Bundesanstalt am Freitag in Dortmund. Der niedrige Krankenstand sei nicht ausschließlich als Zeichen für die gute Gesundheit der Arbeitnehmer zu verstehen.

Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit breite sich das Phänomen des Präsentismus aus. Besonders Menschen mit chronischen Krankheiten wie Rückenschmerzen, Migräne, Depressionen, Allergien oder Diabetes gingen trotz Beschwerden zur Arbeit, obwohl sie eigentlich zu Hause bleiben sollten, so die Dortmunder Arbeitsschutzexperten.

Ein solches Verhalten führe nicht nur zu hohen Produktivitätsverlusten, sondern gefährde auch mittel- bis langfristig die Gesundheit der Beschäftigten.

© dpa/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: