Hilfe für Familien in Not:Zwischen Kindern und Rindern

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Dorfhelferinnen arbeiten normalerweise bei sozialen Diensten. Sie werden immer dann gerufen, wenn es in den Familien im ländlichen Raum "brennt".

Von Nicole Grün

Was die Familienmanagerin in der Stadt, ist die Dorfhelferin auf dem Land - oder besser gesagt in der Landwirtschaft. Sie wird immer dann gerufen, wenn es im übertragenen Sinne auf einem Hof "brennt": wenn etwa der Bauer einen Unfall hatte, die Bäuerin hochschwanger oder krank ist und sich niemand sonst um die Landwirtschaft kümmern kann. Oder auch, wenn es einen Todesfall gibt. In solchen Notlagen unterstützt eine Dorfhelferin die Familie in haus- und landwirtschaftlichen, pflegerischen oder auch pädagogischen und psychologischen Belangen - manchmal nur einige Tage, manchmal sogar mehrere Monate.

Ihre Aufgaben sind vielfältig. Eine Dorfhelferin hält den Haushalt in Schuss, kocht und putzt für die Familie, versorgt Säuglinge und Kinder oder pflegebedürftige Familienmitglieder. Außerdem kümmert sie sich um den Garten genauso wie um die Buchführung des landwirtschaftlichen Betriebs, übernimmt Büro- und Stallarbeit und bestellt im Notfall auch mal die Felder. Seelsorgerische Fähigkeiten sind deshalb ebenso gefragt wie technisches Verständnis. Eine Dorfhelferin ist also eine Familien-Task-Force zwischen Kindern und Rindern - kein Wunder, dass es zu wenige von ihnen gibt.

Auch Fachschulen, die eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Dorfhelfer anbieten, gibt es nicht viele: etwa das Evangelische Dorfhelferinnen-Seminar Loccum in Niedersachsen oder die Akademie für Landbau und Hauswirtschaft Kupferzell in Baden-Württemberg. Je nach Bundesland dauert die Weiterbildung ein bis zwei Jahre, Voraussetzung ist meist ein Berufsabschluss als Hauswirtschafterin. In Bayern bietet nur die Landwirtschaftsschule Pfaffenhofen an der Ilm eine Vollzeit-Fortbildung an, wobei ein Semester an der Katholischen Fachschule in Neuburg an der Donau absolviert wird. Berufsbegleitend kann man sich an der Evangelischen Fachschule für Dorfhelferinnen und Dorfhelfer in Hesselberg ausbilden lassen. Auf dem Stundenplan stehen neben Ernährungslehre, Pädagogik und Psychologie auch Haushalts- und Projektmanagement. Ebenso werden Unternehmensgründung, Betriebsführung und Tierhaltung unterrichtet.

Einen Arbeitsplatz finden Dorfhelfer in der Regel bei sozialen Diensten, vor allem bei solchen, die auch Gemeinschafts- und Nachbarschaftshilfe anbieten. Außerdem sind sie in Wohlfahrtsorganisationen oder bei Dorfhelferinnenwerken angestellt. Manche arbeiten auch für Privathaushalte. Die Verdienstmöglichkeiten sind je nach Arbeitgeber unterschiedlich. Bei der Diakonie angestellte Dorfhelfer verdienen als Berufseinsteiger brutto 2190 bis 2540 Euro im Monat.

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